Begriff/ Autor/Ismus |
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Normalität | Canguilhem | Krastev I 49 Normalität/Canguilhem/Krastev: In "Das Normale und das Pathologische" (1966)(1) erklärt der französische Philosoph und Arzt Georges Canguilhem, dass der Begriff "Normalität" eine doppelte Bedeutung hat, eine deskriptive und eine normative. "Normal" kann sich auf Praktiken beziehen, die faktisch weit verbreitet sind, oder auf Praktiken, die moralisch ideal sind. >Normalität/Politik/Krastev. 1. G. Canguilhem The Normal and the Pathological (1966) |
Krastev I Ivan Krastev Stephen Holmes The Light that Failed: A Reckoning London 2019 |
Normalität | Krastev | Krastev I 24 Normalität/postkommunistische Ära/Krastev: [Václav Havel] beschrieb die wesentliche Bedingung des kommunistischen Osteuropas als das 'Fehlen eines normalen politischen Lebens'(1). Im Kommunismus war nichts seltener als 'Normalität'. Havel bezeichnete auch "Freiheit und Rechtsstaatlichkeit" westlicher Prägung als "die ersten Voraussetzungen für einen normal und gesund funktionierenden sozialen Organismus". Außerdem schilderte er den Fluchtkampf seines Landes Krastev I 25 vor der kommunistischen Herrschaft als "einfachen Versuch, ihre eigene Abnormalität zu beseitigen, sich zu normalisieren"(2). Krastev I 48 (...) wir müssen uns an die primäre Bedeutung des Wortes 'Normalisierung' (auf Tschechisch 'normalizace') in den zwei Jahrzehnten vor 1989 erinnern. Es bezog sich auf die politischen Säuberungen, Zensur, Polizeibrutalität und ideologische Konformität, die in Havels Heimatland nach der Niederschlagung des Prager Frühlings 1968 verhängt wurden. Dies war "Normalisierung" im Sinne einer Wiederherstellung des Status quo ante, einer Rückkehr zur Situation in der Tschechoslowakei vor den Reformen von Dubček. Es würde keine Versuche mehr geben, dem Kommunismus ein menschliches Gesicht zu geben. Und die kommunistischen Behörden, die der perversen Logik ihrer auf den Kopf gestellten Gesellschaften folgten, behandelten Dissidenten nicht als Kriminelle Krastev I 49 sondern als psychisch instabile Personen mit 'reformistischen Wahnvorstellungen' (...). Nach 1989 gehörte dieser kommunistische Gegensatz zwischen zwei Bildern von Normalität, dem sowjetischen und dem westlichen, der Vergangenheit an. Aber der Krieg zwischen widerstreitenden Vorstellungen von Normalität wurde sofort in einer anderen Form neu entfacht. Und dieser zweite Konflikt dauert bis heute an. Er beinhaltet eine pathologische Diskrepanz zwischen dem, was im Westen als normal angesehen wird, und dem, was in der Region als normal angesehen wird. >Normalität/Canguilhem. Krastev I 50 Vokabular: Nachdem die kommunistische Autorität gestürzt worden war, war eine Vokabelstunde angebracht. Bestechung zum Beispiel muss fortan als "anormal" bezeichnet werden, so wie das Gesetz per Definition als "unparteiisch und gerecht" erklärt wurde. Aber die Tatsache, dass sich solche westlichen Annahmen auf Kommando leicht nachplappern ließen, machte sie nicht mehr deckungsgleich mit den östlichen Realitäten. Wenn wir die Kluft zwischen den westlichen Erwartungen und den östlichen Realitäten nach dem Kommunismus untersuchen, können wir eine wichtige Quelle für den psychischen Stress entdecken, der in Mittel- und Osteuropa durch eine Revolution entstand, die darauf abzielte, eine fremde Version der Normalität zu importieren oder zu imitieren. >Imitation/Krastev. Mittel- und osteuropäische Länder: Um ihr Verhalten mit dem ihrer unmittelbaren Nachbarn und Verwandten zu koordinieren, mussten sie den Erwartungen ihrer westlichen Mentoren und Kollegen trotzen. Und um effektiv zu sein, mussten die postkommunistischen Eliten also lokal Bestechung akzeptieren und gleichzeitig weltweit gegen Korruption vorgehen. Revolution: (...) eine Revolution im Namen der Normalität erzeugte nicht nur psychologische Unruhe, sondern auch ihren Anteil an politischen Traumata. Die raschen Veränderungen, die das westliche Modell selbst betrafen, haben das nagende Gefühl des Selbstverrats unter seinen Möchtegern-Imitatoren aus dem Osten noch verschärft. Sollten wir überrascht sein, dass sich einige Mittel- und Osteuropäer "betrogen" fühlten, als sie herausfanden, dass die konservative Gesellschaft, die sie nachahmen wollten, verschwunden war, weggespült von den schnellen Strömungen der Modernisierung? 1. Václav Havel, The Power of the Powerless: Citizens Against the State in Central-Eastern Europe (M. E. Sharpe, 1985), S. 89. 2. Cited in Benjamin Herman, ‘The Debate That Won’t Die: Havel And Kundera on Whether Protest Is Worthwhile’, Radio Free Europe/Radio Liberty (11 January 2012). |
Krastev I Ivan Krastev Stephen Holmes The Light that Failed: A Reckoning London 2019 |
Begriff/ Autor/Ismus |
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Modifikation | Austin, J.L. | III 48 Austin These "Keine Modifikation ohne Abweichung": d.h. keine Modifikation der Sprache ohne Abweichung im Verhalten (zur Normalität). Man ist der Meinung, daß es immer zumindest einen modifizierenden Ausdruck geben muß. Austin: das ist bei den meisten Verwendungsweisen der meisten Verben völlig ungerechtfertigt! Bsp "essen", "stoßen" , "Fußballspielen" hier ist kein modifizierender Ausdruck notwendig oder auch nur zulässig. Wahrscheinlich auch nicht bei "ermorden". Ein modifizierender Ausdruck ist nur bei abweichender Ausführung zulässig. Searle VII 86 Austin: These die von uns zur Modifikation von Beschreibungen von Handlungen verwendeten Ausdrücke wie z.B. "absichtlich", "freiwillig", "vorsätzlich" usw. werden nur dann zur Modifikation einer Handlung verwendet, wenn die Handlung irgendwie abweichend oder verquer ist. "Keine Modifikation ohne Abweichung". VII 93 .... Austins These keine über Wörter sondern über Sätze. |
Searle I John R. Searle Die Wiederentdeckung des Geistes Frankfurt 1996 Searle II John R. Searle Intentionalität Frankfurt 1991 Searle III John R. Searle Die Konstruktion der gesellschaftlichen Wirklichkeit Hamburg 1997 Searle IV John R. Searle Ausdruck und Bedeutung Frankfurt 1982 Searle V John R. Searle Sprechakte Frankfurt 1983 Searle VII John R. Searle Behauptungen und Abweichungen In Linguistik und Philosophie, G. Grewendorf/G. Meggle Frankfurt/M. 1974/1995 Searle VIII John R. Searle Chomskys Revolution in der Linguistik In Linguistik und Philosophie, G. Grewendorf/G. Meggle Frankfurt/M. 1974/1995 Searle IX John R. Searle "Animal Minds", in: Midwest Studies in Philosophy 19 (1994) pp. 206-219 In Der Geist der Tiere, D Perler/M. Wild Frankfurt/M. 2005 |
Intentionalität | Millikan, R. | Graeser I 125/126 Intentionalität/MillikanVsBrentano: These Verrichtungen aller Art sind auf eine bestimmte Normalität hin angelegt. Das ist natürlich häretisch gegenüber Brentano, der den Begriff seinerzeit für irreduzibel Mentales geprägt hatte. (Um die unüberbrückbare Kluft zum Physischen zu markieren). Millikan: statt dessen: Intentionalität kommt nicht in einem Stück! Alles hat die Funktion, dieses oder jenes hervorzubringen. |
Grae I A. Graeser Positionen der Gegenwartsphilosophie. München 2002 |