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Vierdimensionalismus, Philosophie: Der sogenannte Vierdimensionalismus nimmt ein Koordinatensystem mit drei Raumachsen und einer Zeitachse an, um Ereignisse durch einen Punkt zu repräsentieren und Ort und Zeitpunkt anzugeben. Dauerhafte Gegenstände werden in Form von ausgedehnten Linien dargestellt. Der Verlauf der Linien entspricht den Ortsveränderungen des Gegenstands, ihre Dicke seiner Größe. Aus diesen Weltlinien genannten vierdimensionalen Objekten (die Gegenstände zusammen mit ihrem Zeitverlauf) können momentane Zustände der Objekte gewonnen werden, indem man einen Querschnitt anlegt, sogenannte Zeitscheiben. Die Zeitscheibe einer Person hat keine flache Gestalt sondern ist identisch mit der Person in einem Augenblick. Siehe auch Koordinatensystem, Abbildung, Repräsentation, Raumzeit, Zeit, Raum, Veränderung, Bewegung, Bezugssysteme.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

David K. Lewis über Vierdimensionalismus – Lexikon der Argumente

Schwarz I 25
Vierdimensionalismus/Lewis: Der Zeit-Operator verschiebt den Bereich: Bsp „1642 gab es keine Kuckucksuhren“ ist wie Bsp „in Australien gibt es keine Kuckucksuhren“. Der Satz über 1642 ist wahr, wenn es in diesem Bereich (Teil der Realität) keine Kuckucksuhren gibt.
Intrinsische Veränderung/Zeit/Vierdimensionalismus: Problem: Bsp Ich mache den Satz wahr: „Letzte Nacht lag jemand in meinem Bett“ aber ich sitze hier am Tisch.
Vgl. >Wahr machen
.
Schwarz I 26
Intuitive Antwort: (einige Vertreter): Letzte Nacht geschlafen zu haben, ist doch gar nicht unverträglich damit, jetzt wach zu sein. Die Dinge scheinen nur unverträgliche Eigenschaften zu instantiieren, diese seien in Wirklichkeit bloß zeit-relativ.
Gegenstände, über die wir mit „letzte Nacht“ quantifizieren, sind an sich weder schlafend noch sitzend noch sonst etwas. Sie haben auch weder Form noch Farbe.
Richtig: Sie sind „wach zu t“ usw.
Eigenschaften: Nach dieser Ansicht sind einfache Eigenschaften in Wirklichkeit Relationen zwischen merkwürdig eigenschaftslosen Dingen und Zeiten.
Vgl. >Eigenschaft/Lewis.
Zeit-relative Eigenschaften/LewisVs: Das ist inakzeptabel.
Form/Lewis: Eine Form ist eine Eigenschaft und keine Relation!
Eigenschaften, intrinsisch/SchwarzVsLewis: Lewis hat das Problem falsch benannt, es geht nicht um intrinsische, sondern um einstellige Eigenschaften.
Eigenschaften/Relation: Frage: Ob Formprädikate ähnlich wie Bsp „berühmt“ und „fern“ verkappte Relationen ausdrücken. Es ist sinnlos ohne Bezug auf etwas zu sagen, jemand sei berühmt. Lewis: Es ist aber wohl sinnvoll ohne Bezug auf etwas anderes zu sagen, etwas sei rot oder rund.
Intrinsische Veränderung/Lewis: Lösung: Nach der Analogie von Zeit und Raum: Bsp Eine lange Mauer ist an manchen Stellen hoch und rot, an manchen niedrig und grau. Als ganzes ist sie weder hoch noch niedrig, weder rot noch grau. Lösung: Sie setzt sich eben einfach aus verschiedenen Teilen zusammen.
Schwarz I 27
Veränderung/Lewis: Gewöhnliche Dinge haben zu verschiedenen Zeiten verschiedene Eigenschaften, indem sie aus Teilen mit jenen Eigenschaften zusammengesetzt sind.
>Veränderung/Lewis.
Identität/Zeit/zeitliche Identität/Lewis/Schwarz: Problem: Dann sind vergangene Dinge nicht streng identisch mit jetzigen Dingen. Das früher schlafende und das jetzt hier sitzende Ding sind nicht strikt identisch. Die verschiedenen zeitlichen Teile sind doch verschiedene Dinge (1976b(1),68,1986e(2):204)!
>Zeitliche Identität.
MellorVsLewis: Das ist absurd. Wenn wir von jemand reden, reden wir nicht von seinen Teilen.
LewisVsVs: Bsp Sicher war der ganze Mensch Hillary auf dem Mt. Everest.
Lösung: Hillary hat einen vergangenen zeitlichen Teil, der auf einem vergangenen Teil der Everest ist. Edmund Hillary als Ganzes erfüllt diese Bedingung.
Problem: Bsp Dann bin ich strenggenommen als ganzes weder wachend noch sitzend. Aber als ganzes bin ich deswegen nicht formlos.
Lewis/Lösung: Ich habe eine komplexe vierdimensionale Form. Es gibt immer zeitliche Teile, die ignoriert werden.
Ich/Vierdimensionalismus/Lewis: “Ich“ bezieht sich oft nur auf einen einzelnen zeitlichen Teil von mir.
Ted Sider: (1996(3), 2001a(4), 188-208): hat das weiter ausgeführt: Namen beziehen sich immer auf zeitliche Teile. Ich heute Nacht war ein zeitliches Gegenstück (counterpart) von mir jetzt.


1. David Lewis [1976b]: “The Paradoxes of Time Travel”. American Philosophical Quarterly, 13: 145–152. In [Lewis 1986f].
2. David Lewis [1986e]: On the Plurality of Worlds. Malden (Mass.): Blackwell.
3. Theodore Sider [1996]: “All the World’s a Stage”. Australasian Journal of Philosophy, 74: 433–453.
4. Theodore Sider [2001a]: Four-Dimensionalism. Oxford: Clarendon Press.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Lewis I
David K. Lewis
Die Identität von Körper und Geist Frankfurt 1989

Lewis I (a)
David K. Lewis
An Argument for the Identity Theory, in: Journal of Philosophy 63 (1966)
In
Die Identität von Körper und Geist, Frankfurt/M. 1989

Lewis I (b)
David K. Lewis
Psychophysical and Theoretical Identifications, in: Australasian Journal of Philosophy 50 (1972)
In
Die Identität von Körper und Geist, Frankfurt/M. 1989

Lewis I (c)
David K. Lewis
Mad Pain and Martian Pain, Readings in Philosophy of Psychology, Vol. 1, Ned Block (ed.) Harvard University Press, 1980
In
Die Identität von Körper und Geist, Frankfurt/M. 1989

Lewis II
David K. Lewis
"Languages and Language", in: K. Gunderson (Ed.), Minnesota Studies in the Philosophy of Science, Vol. VII, Language, Mind, and Knowledge, Minneapolis 1975, pp. 3-35
In
Handlung, Kommunikation, Bedeutung, Georg Meggle Frankfurt/M. 1979

Lewis IV
David K. Lewis
Philosophical Papers Bd I New York Oxford 1983

Lewis V
David K. Lewis
Philosophical Papers Bd II New York Oxford 1986

Lewis VI
David K. Lewis
Konventionen Berlin 1975

LewisCl
Clarence Irving Lewis
Collected Papers of Clarence Irving Lewis Stanford 1970

LewisCl I
Clarence Irving Lewis
Mind and the World Order: Outline of a Theory of Knowledge (Dover Books on Western Philosophy) 1991

Schw I
W. Schwarz
David Lewis Bielefeld 2005

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