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Anarchismus: Der Anarchismus in der Philosophie ist eine politische Theorie, die die Existenz aller unfreiwilligen Hierarchien, insbesondere des Staates, ablehnt. Einige Anarchisten glauben an die Abschaffung aller Formen der Regierung, während andere an die Schaffung dezentralisierter, selbstverwalteter Gemeinschaften glauben.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Diogenes von Sinope über Anarchismus - Lexikon der Argumente

Gaus I 315
Anarchismus/Diogenes of Sinope/Diogenes der Zyniker/Keyt/Miller: [Diogenes] behauptete, ohne Polis (apolis) zu sein (D.L. VI.38), sagte, dass 'die einzig richtige Verfassung die im Kosmos ist' (D.L. VI. 72) und erklärte sich selbst zum Bürger des Kosmos (kosmopolités) (D.L. VI.63). Der zweite dieser Aussprüche besagt, dass keine Verfassung in einer Polis richtig (und damit gerecht) ist, während der erste und dritte im Einklang damit als Verzicht auf die Staatsbürgerschaft in einer beliebigen Polis verstanden werden kann. In diesem Sinne illustriert auch die berühmte Anekdote von Diogenes' Begegnung mit Alexander dem Großen unter anderem seine Verachtung der politischen Macht. Als Diogenes sich sonnt, fragt Alexander, was er für ihn tun kann, und erhält die Antwort: "Steh nicht in meinem Licht" (D.L. VI.38; siehe auch V 1.32, 60 und 68). Diogenes hatte ähnliche anarchistische Vorstellungen von Sklaverei und Ehe. Zu denen, die ihm rieten, seinen entlaufenen Sklaven zu verfolgen, sagte er: "Es wäre absurd, wenn Manes ohne Diogenes leben könnte, aber Diogenes kann nicht ohne Manes leben" (D.L. VI.55). Diogenes impliziert in diesem Ausspruch, dass die Sklaverei eine freiwillige Beziehung sein sollte, die auf dem Bedürfnis des Sklaven nach einem Herren beruht. Er sagte auch, dass die Ehefrauen gemeinsam gehalten werden sollten, wobei er keine Ehe anerkennt, außer der Verbindung desjenigen der überredet, mit der, die überredet wurde" (D.L. VI. 72). In diesem Ausspruch befürwortet Diogenes das freie Zusammenleben und lehnt die auf Zwang beruhende Ehe ab.
Literatur: (Navia, 1995(1), ist eine kommentierte Bibliographie von über 700 Artikeln über die Zyniker. Zwei Bücher über den Zynismus, die im Anschluss an die Bibliographie erschienen sind, sind Branham und Goulet-Cazé, 1996(2), eine umfangreiche Sammlung von Essays, und Navia, 1996(3), eine wichtige neue Studie).
Fragen: Die Kontroverse über Diogenes' politische Ideen betrifft das Wesen seines Anarchismus und Kosmopolitismus. Ist Diogenes ein nihilistischer oder ein idealistischer Anarchist? Ist er "der Saboteur seiner Zivilisation, der Nihilist des Hellenismus, der Parasit seiner Kultur" oder der Apostel eines höheren Gesetzes und einer höheren Autorität (Navia, 1996(3): 102-3)? Ist sein Kosmopolitismus in ähnlicher Weise positiv oder negativ? Wenn er sich selbst als Kosmopolit, als Bürger des Kosmos bezeichnet, leugnet er dann alle Bindungen der Staatsbürgerschaft oder bejaht er eine universelle Bindung?
Nachfolger: Letzteres ist die stoische Interpretation. Der erste Stoiker, Zeno von Kition (335-263 v. Chr.), der behauptete, ein Anhänger von Diogenes zu sein, schrieb in seiner Republik: "Wir sollten alle Menschen als unsere Mitbürger und Ortsansässigen betrachten, und es sollte eine Art des Lebens und der Ordnung geben, wie die einer Herde, die zusammen weidet und durch ein gemeinsames Gesetz genährt wird" (Plutarch, LA 329a). >Herrschaft/Zenon von Kition.

LA: Plutarch: Glück des Alexander
D.L.: Diogenes Laertius

1. Navia, Luis E. (1996) Classical Cynicism: A Critical study. Wes CT: Greenwood.
2 Branham, Robert Bracht and Marie-Odile Goulet-Cazc, eds (1996) The Cynics: The cynic Movement in Antiquity and Its Legacy for Europe. Berkeley, CA: University of California Press.
3. Navia, Luis E. (1996) Classical Cynicism: A Critical Study. Westport, CT: Greenwood.

Keyt, David and Miller, Fred D. jr. 2004. „Ancient Greek Political Thought“. In: Gaus, Gerald F. & Kukathas, Chandran 2004. Handbook of Political Theory. SAGE Publications


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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Diogenes von Sinope

Gaus I
Gerald F. Gaus
Chandran Kukathas
Handbook of Political Theory London 2004

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