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Gesetzgebung: Gesetzgebung ist der Prozess des Erlasses von Gesetzen durch eine gesetzgebende Körperschaft. Dazu gehört in der Regel die Einbringung eines Gesetzentwurfs, eine Debatte und eine Abstimmung. Die Gesetzgebung ist ein Teil des demokratischen Prozesses. Siehe auch Recht, Gesetze, Rechtsprechung, Gesellschaft, Staat, Demokratie.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Public Choice-Theorie über Gesetzgebung - Lexikon der Argumente

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Gesetzgebung/Public-Choice-Theorie/Farber: (...) Frühe Versionen der Public-Choice-Theorie gingen davon aus, dass es das einzige Ziel der Gesetzgeber sei, wiedergewählt zu werden. Als vereinfachende Annahme mag dies einige Vorzüge gehabt haben. Schließlich können Gesetzgeber, die kein Interesse an einer Wiederwahl haben, ihre anderen Ziele nicht lange durchsetzen. Aber das Gehalt und die Nebenleistungen eines Abgeordneten scheinen nicht groß genug zu sein, um zu erklären, warum das Behalten des Jobs alle anderen Interessen außer Kraft setzen würde.
Motivationen: Eine Reihe von anderen Motivationen sind plausibel. Zunächst einmal könnten Gesetzgeber ihre eigenen Ansichten über die öffentliche Politik verfolgen wollen, auch wenn sie dies manchmal auf Kosten eines höheren Risikos bei der nächsten Wahl tun müssen. Es erscheint auch rational für Wähler und Interessenvertretungen, Gesetzgeber zu unterstützen, die feste politische Ansichten haben, da ihre Handlungen besser vorhersehbar sein werden. Möglicherweise sind Gesetzgeber auch eher an ihrem nächsten Job interessiert als an ihrem jetzigen. Möglicherweise streben sie nach Prominenz als Sprungbrett zu einem höheren Amt, sei es ein gewähltes oder ein berufenes.
Wiederwahl: Die Wiederwahltheorie der Motivation von Gesetzgebern legt nahe, dass die Stimmen der Gesetzgeber stark mit den lokalen wirtschaftlichen Interessen korrelieren sollten. Dies scheint der Fall zu sein, obwohl es kaum eine kontra-intuitive Vorhersage ist.
Vs: Niemand würde erwarten, dass Gesetzgeber aus Kohlestaaten an der Spitze der Gesetzgebung zum Klimawandel stehen würden. Aber die Wiederwahl-These schreibt den Motiven der Wiederwahl einen viel größeren Einfluss zu und geht davon aus, dass die Gesetzgeber ausschließlich von ihrer Wiederwahl angetrieben werden.
Empirische Probleme: 1) (...) einige bemerkenswerte empirische Studien haben herausgefunden, dass die Ideologie eines Gesetzgebers auch einen Einfluss auf sein Abstimmungsverhalten hat, obwohl sie wie die meisten empirischen Studien ihre Unvollkommenheiten haben (Farber und Frickey(1), 1991, S. 29-32).
2) VsReduktionismus: (...) ein großer Teil der Gesetzgebung scheint mit der reduktionistischen Theorie unvereinbar zu sein. Die Deregulierung ist ein Beispiel dafür, da sie diffusen Verbrauchergruppen Vorteile verschafft, indem sie die Wettbewerbsbeschränkungen aufhebt, von denen konzentrierte Gruppen von Unternehmen profitierten.
Umweltrecht: Ein weiteres Beispiel ist das Umweltrecht. Bundesgesetze zur Umweltverschmutzung erlegen der Industrie hohe Kosten auf, während sie diffuse Gruppen wie große Stadtbevölkerungen oder Gemeinden, die in der Nähe von Flüssen und Seen leben, begünstigen. Natürlich glaubt niemand, dass Sonderinteressen in der Legislative machtlos sind, aber ihnen eine hegemoniale Kontrolle zuzuschreiben, ist unplausibel.
>Föderalismus/Public-Choice-Theorie
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Kirchturmpolitik: Eine andere Version der Wiederwahltheorie besagt, dass Gesetzgeber einen Anreiz haben, lokale "Kirchturmpolitik"-Projekte zu unterstützen, um lokale Wähler zu umwerben. Nur ein kleiner Teil der Steuergelder, die das Projekt finanzieren, kommt aus dem Distrikt, während der
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Nutzen der Projekte dorthin fließt, so dass diese Projekte wahrscheinlich ineffizient sind, da die nationalen Kosten den lokalen Nutzen übersteigen. (Beachten Sie jedoch, dass die Gesetzgeber angesichts begrenzter Mittel für "Kirchturmpolitik"-Projekte die effizientesten lokalen Projekte auswählen werden, da diese angesichts der verfügbaren Ressourcen den größten lokalen Nutzen bringen). >Korruption/Public-Choice-Theorie.

1. Farber, D. A. and P. P. Fricky (1991). Law and Public Choice: A Critical Introduction. Chicago:
University of Chicago Press.

Farber, Daniel A. “Public Choice Theory and Legal Institutions”. In: Parisi, Francesco (Hrsg.) (2017). The Oxford Handbook of Law and Economics. Bd. 1: Methodology and Concepts. NY: Oxford University Press

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Public Choice-Theorie

Parisi I
Francesco Parisi (Ed)
The Oxford Handbook of Law and Economics: Volume 1: Methodology and Concepts New York 2017

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