Lexikon der Argumente


Philosophische Themen und wissenschaftliche Debatten
 
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Außenwelt Habermas III 376
Außenwelt/outer world/Habermas: These: Für die Zwecke unserer soziologischen Untersuchungen sollten wir die Außenwelt in eine objektive und eine soziale Welt differenzieren und die Innenwelt als Komplementärbegriff zu dieser Außenwelt einführen. >Innenwelt, >Objektive Welt, >Soziale Welt, >Subjektive Welt, >Welt.
Die entsprechenden Geltungsansprüche (Wahrheit, Richtigkeit, Wahrhaftigkeit) können als Leitfaden für die Wahl der theoretischen Gesichtspunkte für die Klassifizierung der Sprechakte dienen.
>Geltungsansprüche, >Wahrheit, >Richtigkeit, >Wahrhaftigkeit

Ha I
J. Habermas
Der philosophische Diskurs der Moderne Frankfurt 1988

Ha III
Jürgen Habermas
Theorie des kommunikativen Handelns Bd. I Frankfurt/M. 1981

Ha IV
Jürgen Habermas
Theorie des kommunikativen Handelns Bd. II Frankfurt/M. 1981
Dezisionismus Weber Habermas III 358
Dezisionismus/Begründung/Recht/Dezisionismus/Weber/HabermasVsWeber/Habermas: Problem: Wenn irgendeine Form von rationalem Einverständnis die „einzig konsequente Form der Legitimität eines Rechts“ bedeutet, wie kann dann eine legale Herrschaft, deren Legalität auf ein rein dezisionistisch gefasstes Recht gestützt ist, überhaupt legitimiert werden? Lösung/Carl Schmitt/N. Luhmann: Webers Antwort hat von Carl Schmitt bis Niklas Luhmann Schule gemacht: durch Verfahren. Das bedeutet nicht den Rückgang auf formale Bedingungen der moralisch-praktischen Rechtfertigung von Rechtsnormen, sondern Einhaltung von Verfahrensvorschriften in Rechtsprechung, Rechtsanwendung und Rechtsetzung.
>Recht, >Begründung, >Letztbegründung, >Legitimität, >Legitimation.
Habermas III 359
Die Legitimität beruht dann „auf dem Glauben an die Legalität gesetzter Ordnungen und des Anweisungsrechts der durch sie zur Ausübung der Herrschaft Berufenen“. (1) HabermasVsWeber: Problem: Woher soll der Legalitätsglauben die Kraft zur Legitimation aufbringen, wenn Legalität lediglich Übereinstimmung mit einer faktisch bestehenden Rechtsordnung bedeutet, und wenn diese wiederum als willkürlich gesatztes Recht einer praktisch-moralischen Rechtfertigung unzugänglich ist. Aus dieser Zirkularität führt kein Weg heraus. (2)
>Zirkularität, >Rechtfertigung, >Gesetze, >Verfassung, >Willkür, >Demokratie, >Staat.

1.M. Weber, Wirtschaft und Gesellschaft, hrsg.v. J. Winckelmann, Tübingen 1964,S. 159
2.J. Winckelmann, Legitimität und Legalität in Webers Herrschaftssoziologie, Tübingen 1952; K. Eder, Zur Rationalisierungsproblematik des modernen Rechts, in: Soziale Welt, 2, 1978, S. 247ff.

Weber I
M. Weber
Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus München 2013

Ha I
J. Habermas
Der philosophische Diskurs der Moderne Frankfurt 1988

Ha III
Jürgen Habermas
Theorie des kommunikativen Handelns Bd. I Frankfurt/M. 1981

Ha IV
Jürgen Habermas
Theorie des kommunikativen Handelns Bd. II Frankfurt/M. 1981
Fundierung Weber Habermas III 358
Fundierung/foundation/Recht/Dezisionismus/Weber/HabermasVsWeber/Habermas: Problem: Wenn irgendeine Form von rationalem Einverständnis die „einzig konsequente Form der Legitimität eines Rechts“ bedeutet, wie kann dann eine legale Herrschaft, deren Legalität auf ein rein dezisionistisch gefasstes Recht gestützt ist, überhaupt legitimiert werden? Lösung/Carl Schmitt/N. Luhmann: Webers Antwort hat von Carl Schmitt bis Niklas Luhmann Schule gemacht: durch Verfahren. Das bedeutet nicht den Rückgang auf formale Bedingungen der moralisch-praktischen Rechtfertigung von Rechtsnormen, sondern Einhaltung von Verfahrensvorschriften in Rechtsprechung, Rechtsanwendung und Rechtsetzung.
>Recht, >Begründung, >Letztbegründung, >Legitimität, >Legitimation.
Habermas III 359
Die Legitimität beruht dann „auf dem Glauben an die Legalität gesetzter Ordnungen und des Anweisungsrechts der durch sie zur Ausübung der Herrschaft Berufenen“. (1) HabermasVsWeber: Problem: woher soll der Legalitätsglauben die Kraft zur Legitimation aufbringen, wenn Legalität lediglich Übereinstimmung mit einer faktisch bestehenden Rechtsordnung bedeutet, und wenn diese wiederum als willkürlich gesatztes Recht einer praktisch-moralischen Rechtfertigung unzugänglich ist. Aus dieser Zirkularität führt kein Weg heraus. (2)
>Zirkularität, >Rechtfertigung, >Gesetze, >Verfassung, >Willkür, >Demokratie, >Staat.

1.M. Weber, Wirtschaft und Gesellschaft, hrsg.v. J. Winckelmann, Tübingen 1964,S. 159
2.J. Winckelmann, Legitimität und Legalität in Webers Herrschaftssoziologie, Tübingen 1952; K. Eder, Zur Rationalisierungsproblematik des modernen Rechts, in: Soziale Welt, 2, 1978, S. 247ff.

Weber I
M. Weber
Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus München 2013

Ha I
J. Habermas
Der philosophische Diskurs der Moderne Frankfurt 1988

Ha III
Jürgen Habermas
Theorie des kommunikativen Handelns Bd. I Frankfurt/M. 1981

Ha IV
Jürgen Habermas
Theorie des kommunikativen Handelns Bd. II Frankfurt/M. 1981
Illusorische Korrelation McGarty Haslam I 238
Illusorische Korrelation/McGarty: McGarty et al. (1993)(1) fragten sich, ob der Effekt der illusorischen Korrelation mehr als nur ein Nebenprodukt der passiven Informationsverarbeitung sei, sondern vielmehr einen aktiven Prozess des Versuchs, die Reize zu verstehen, reflektieren könnte. Der Ansatz basiert auf den Ideen von Fiedler (>Illusorische Korrelation/Fiedler; Fiedler (1991)(2)) und Smith (>Illusorische Korrelation/Smith; Smith (1991(3)). McGarty: Frage: Gibt es Möglichkeiten, die den Teilnehmern präsentierten Informationen so zu interpretieren, dass die sogenannte illusorische Korrelation eigentlich keine Verzerrung der Realität war, sondern eine faire Antwort auf die den Teilnehmern präsentierten Informationen? (vgl. >Experiment/Gifford/Hamilton).
These: Wenn ihnen zwei Gruppen präsentiert werden, über die vor dem Experiment nichts bekannt war, würden die Teilnehmer davon ausgehen, dass es einen Unterschied zwischen diesen Gruppen geben muss und dass sie motiviert sein würden, herauszufinden, was dieser Unterschied ist. Das heißt, da es in Ermangelung vorheriger Informationen keinen Unterschied zwischen den Gruppen gab, erwarteten wir, dass die Teilnehmer nach einer sinnvollen Möglichkeit suchen würden, die Gruppen als in irgendeiner Weise unterschiedlich zu betrachten. >Soziale Welt/McGarty, >Soziale Welt/Brunner, >Soziale Welt/James.
Haslam I 239
Fiedler/Smith: Wenn die Wahrnehmenden die Hypothese vertreten, dass Gruppe A positiver als negativ ist, dann haben sie zehn Beweise, die diese Hypothese stützen (d.h. 18 - 8), aber nur fünf
Haslam I 240
Beweise (d.h. 9 - 4), die die alternative Hypothese stützen, dass Gruppe B eher positiv als negativ ist. (Vgl. Fielder (1991)(2) und Smith (1991)(3); >Illusorische Korrelation/Fiedler, >Illusorische Korrelation/Smith). McGartyVsFiedler/McGartyVsSmith: These (McGarty und Turner(1992)(1): Anstatt diese Informationen einfach zu kodieren (oder zu verlieren), gehen die Wahrnehmenden über die gegebenen Informationen hinaus, um den Kontrast zwischen den beiden Gruppen zu verfeinern und zu schärfen.
Test: Wenn die Leute erwarteten, dass die Gruppen, die sie sahen, unterschiedlich waren, dann bestand ihre Aufgabe darin, nach plausiblen Wegen zu suchen, um zwischen den Gruppen zu unterscheiden. Wenn dies der Fall wäre, dann sollten wir faszinierenderweise erwarten, dass wir eine Differenzierung finden, wenn es Erwartungen gibt, auch wenn es überhaupt keine Stimulusinformationen gibt. Wir haben diese Idee getestet, indem wir den Teilnehmern (a) erzählt haben, dass es doppelt so viele Aussagen über Gruppe A wie über Gruppe B gab und (b) dass es doppelt so viele positive wie negative Aussagen gab.
Ergebnis: Als sie antworteten, indem sie angaben, welches Verhalten der Gruppenmitglieder sie erwarteten, gab es in fünf von sechs Tests Hinweise auf signifikante Level der illusorischen Korrelation (so dass Gruppe B negativer dargestellt wurde als Gruppe A).
Wir argumentierten [in einer zweiten Studie], dass, wenn der Effekt der illusorischen Korrelation dadurch erzeugt wurde, dass die ursprünglichen Erwartungen, dass es Unterschiede zwischen den beiden Gruppen geben sollte, verstärkt wurden, wir in der Lage sein sollten, den Effekt zu eliminieren, indem wir die Motivation, solche Unterschiede zu erkennen, reduzieren. Um diese Idee zu untersuchen, haben wir Hamilton und Giffords erste Studie (>Experiment/Gifford/Hamilton) repliziert, aber den Teilnehmern gesagt, dass die große Gruppe (A) aus Rechtshändern und die kleine Gruppe (B) aus Linkshändern besteht. Wie vorhergesagt, zeigten die nachfolgenden Antworten der Teilnehmer keine Hinweise auf wahrgenommene Unterschiede zwischen den beiden Gruppen (d.h. keine Hinweise auf illusorische Korrelationen) - vermutlich weil sie nicht nach Unterschieden suchten.



1. McGarty, C., Haslam, S.A., Turner, J.C. and Oakes, P.J. (1993) ‘Illusory correlation as accentuation of actual intercategory difference: Evidence for the effect with minimal stimulus information’, European Journal of Social Psychology, 23: 391–410.
2. Fiedler, K. (1991) ‘The tricky nature of skewed frequency tables: An information loss account of distinctiveness-based illusory correlations’, Journal of Personality and Social Psychology, 60: 24–36.
3. Smith, E.R. (1991) ‘Illusory correlation in a simulated exemplar-based memory’, Journal of Experimental Social Psychology, 27: 107–23.


Craig McGarty, „Stereotype Formation. Revisiting Hamilton and Gifford’s illusory correlation studies“, in: Joanne R. Smith and S. Alexander Haslam (eds.) 2017. Social Psychology. Revisiting the Classic studies. London: Sage Publications

Haslam I
S. Alexander Haslam
Joanne R. Smith
Social Psychology. Revisiting the Classic Studies London 2017
Illusorische Korrelation Psychologische Theorien Haslam I 232
Illusorische Korrelation/Psychologische Theorien: Die Idee der illusorischen Korrelation wurde in die allgemeine psychologische Literatur von Loren und Jean Chapman in einem Artikel von 1967(1) eingeführt, der im Journal of Abnormal Psychology erschien. Diese Forscher verwendeten den Begriff, um sich auf die Art und Weise zu beziehen, wie klinische Konzepte, die eigentlich nicht miteinander verwandt waren, als verwandt angesehen werden konnten, weil sie erwartet oder in irgendeiner Weise sinnvoll waren. Später, Mitte der 70er Jahre, wurde diese Denkweise durch Hamilton und Gifford erweitert, die davon ausgingen, dass sich auch negative Stereotypen von Minderheiten bilden könnten, weil die Menschen dazu neigen, fehlerhafte Assoziationen zu bilden. (Hamilton und Gifford 1976(2)) >Stereotype/Gifford/Hamilton, >Illusorische Korrelation/Gifford/Hamilton.
Assoziation/Korrelation: Diese kognitiven Faktoren beziehen sich auf die Metapher von Menschen als defekte Informationsverarbeiter. Insbesondere diese Metapher knüpfte an einen früheren Vorschlag des Journalisten Walter Lippmann an, dass die Fähigkeit zur Informationsverarbeitung der Menschen dadurch eingeschränkt ist, dass die soziale Welt viel zu komplex ist, um im Detail verstanden zu werden. >Komplexität/Lippmann.
Haslam I 236
Kommentare zu den Studien von Gifford und Hamilton finden sich in Richard Eisers Cognitive Social Psychology(3), der dritten Edition von Eliot Smith und Diane Mackies Social Psychology (2007)(4), Smith, 1991(5); Spears et al., 1985(6), 1986(7). >Illusorische Korrelation/Sozialpsychologie.

1. Chapman, L.J. and Chapman, J.P. (1967) ‘Genesis of popular but erroneous psychodiagnostic signs’, Journal of Abnormal Psychology, 72: 193–204.
2. Hamilton, D.L. and Gifford, R.K. (1976) ‘Illusory correlation in intergroup perception: A cognitive basis of stereotypic judgments’, Journal of Experimental Social Psychology, 12: 392–407.
3. Eiser, J.R. (1980) Cognitive Social Psychology. London: McGraw-Hill.
4. Smith, E.R. and Mackie, D. (2007) Social Psychology, 3rd edn. Philadelphia, PA: Psychology Press.
5. Smith, E.R. (1991) ‘Illusory correlation in a simulated exemplar-based memory’, Journal of Experimental Social Psychology, 27: 107–23.
6. Spears, R., van der Pligt, J. and Eiser, J.R. (1985) ‘Illusory correlation in the perception of group attitudes’, Journal of Personality and Social Psychology, 48: 863–75.
7. Spears, R., van der Pligt, J. and Eiser, J.R. (1986) ‘Generalizing the illusory correlation effect’, Journal of Personality and Social Psychology, 51: 1127–34.


Craig McGarty, „Stereotype Formation. Revisiting Hamilton and Gifford’s illusory correlation studies“, in: Joanne R. Smith and S. Alexander Haslam (eds.) 2017. Social Psychology. Revisiting the Classic studies. London: Sage Publications

Haslam I
S. Alexander Haslam
Joanne R. Smith
Social Psychology. Revisiting the Classic Studies London 2017
Innenwelt Habermas III 131/132
Innenwelt/Handlung/Habermas: Strategisch handelnde Subjekte müssen kognitiv so ausgestattet sein, dass für sie in der Welt nicht nur physische Gegenstände, sondern auch Entscheidungen fällende Systeme auftreten können. Sie müssen ihren konzeptuellen Apparat für das, was der Fall sein kann, erweitern, aber sie brauchen keine reicheren ontologischen Voraussetzungen. Mit der Komplexität der innerweltlichen Entitäten wird der Begriff der objektiven Welt selbst nicht komplexer. >Objektivität, >Welt, >Außenwelt, >Komplexität, >Realität.
III 376
Innenwelt/inner world/Habermas: These: Für die Zwecke unserer soziologischen Untersuchungen sollten wir die Außenwelt in eine objektive und eine soziale Welt differenzieren und die Innenwelt als Komplementärbegriff zu dieser Außenwelt einführen. Die entsprechenden Geltungsansprüche (Wahrheit, Richtigkeit, Wahrhaftigkeit) können als Leitfaden für die Wahl der theoretischen Gesichtspunkte für die Klassifizierung der Sprechakte dienen. >Geltungsansprüche, >Wahrheit, >Richtigkeit, >Wahrhaftigkeit, >Sprechakte, >Illokutionäre Akte, >Perlokutionäre Akte.

Ha I
J. Habermas
Der philosophische Diskurs der Moderne Frankfurt 1988

Ha III
Jürgen Habermas
Theorie des kommunikativen Handelns Bd. I Frankfurt/M. 1981

Ha IV
Jürgen Habermas
Theorie des kommunikativen Handelns Bd. II Frankfurt/M. 1981
Interpretation Habermas III 150
Interpretation/Handlung/Situation/Habermas: Es hat keiner der Beteiligten in einer Handlungssituation ein Interpretationsmonopol. Jeder Kommunikationsteilnehmer ordnet die verschiedenen Elemente der Handlungssituation jeweils einer der drei Welten (einer objektiven, einer sozialen Welt und einer subjektiven Welt als der Gesamtheit der privilegiert zugänglichen Erlebnisse des Sprechers) zu. >Objektive Welt, >Soziale Welt, >Subjektive Welt,
Interpretationen müssen dann nicht in jedem Fall oder auch nur normalerweise zu einer stabilen und eindeutig differenzierten Zuordnung führen.
III 154
Normenregulierte Handlung: Bei ihrer Interpretation fordert der Handelnde den Interpreten heraus, nicht nur die tatsächliche Normenkonformität bzw. die faktische Geltung einer Norm, sondern die Richtigkeit dieser Norm selbst zu prüfen. >Normen, >Richtigkeit.
III 155
Der Interpret kann diese Herausforderung von einem wertskeptischen Standpunkt aus als sinnlos zurückweisen. >Werte, >Sinn.
III 158
Problem: Für das Verständnis kommunikativer Handlungen müssen wir zwischen Bedeutungs- und Geltungsfragen trennen. Die Interpretationsleistungen eines Beobachters unterscheiden sich von die Koordinationsbestrebungen der Teilnehmer. >Beobachtung, >Außen/innen.
Der Beobachter bemüht sich nicht um eine konsensfähige Deutung. Aber vielleicht unterschieden sich hier nur die Funktionen, nicht die Strukturen der Interpretation.

Ha I
J. Habermas
Der philosophische Diskurs der Moderne Frankfurt 1988

Ha III
Jürgen Habermas
Theorie des kommunikativen Handelns Bd. I Frankfurt/M. 1981

Ha IV
Jürgen Habermas
Theorie des kommunikativen Handelns Bd. II Frankfurt/M. 1981
Kognitive Dissonanz Festinger Haslam I 43
Kognitive Dissonanz/Festinger: Festinger (1954)(1) hatte seine Theorie der sozialen Vergleichsprozesse vorgestellt. Die Theorie des sozialen Vergleichs identifizierte die starke Notwendigkeit, dass Menschen ihre eigenen Meinungen und Fähigkeiten bewerten müssen, indem sie sie mit den Meinungen und Fähigkeiten anderer vergleichen. Festinger (1957)(2) führte eine neue Theorie ein, die über den sozialen Vergleich hinausgeht: Sie fokussierte die Sichtweise der sozialen Welt ungeniert aus der Perspektive des Einzelnen.
Individuen/Festinger: Individuen repräsentieren die soziale Welt als eine Reihe von mentalen Kognitionen. Jedes Verhalten, jede Einstellung oder Emotion wurde als Kognition betrachtet - das heißt, eine mentale Darstellung im Kopf einer Person. So auch die Wahrnehmungen der Welt um uns herum. Unsere Wahrnehmungen anderer Menschen, sozialer Gruppen und der physischen Welt wurden alle als kognitive Repräsentationen betrachtet.
Problem: Diese Darstellungen existierten in Beziehung zueinander - mal konsequent zusammenpassend, mal uneinheitlich in den Köpfen der Menschen.
Menschen verabscheuen Inkonsistenzen zwischen ihren Wahrnehmungen, und so erzeugen mentale Repräsentationen, die miteinander unvereinbar sind, psychologische Unannehmlichkeiten, die einem unangenehmen Antrieb ähneln. Wie andere Antriebszustände, beispielsweise Hunger, müssen sie reduziert werden.
Haslam I 44
Kognitive Dissonanz/Festinger: z.B. nach einer unerfüllten Weltuntergangsprophezeiung müssen diejenigen, die daran glaubten, die Dissonanz zwischen Glaube und Realität reduzieren, weil sie diese Diskrepanz als unangenehmen Spannungszustand erleben werden. Lösung: Normalerweise können Menschen eine Kognition ändern, um die Diskrepanz zu reduzieren.
Problem: Wenn wir uns zu unserem Glauben bekennen - zum Beispiel, wenn wir eine öffentliche Haltung eingenommen hätten, die sich für den Glauben einsetzt - dann versuchen wir, ihn zu bewahren, auch angesichts einer widersprüchlichen Erkenntnis, die die genaue Distanz angibt.
Haslam I 45
Lösung: (Festinger, Riecken und Schachter 1956)(3) machten eine mutige und umstrittene Vorhersage: Die Suchenden [diejenigen, die an die Prophezeiung des Jüngsten Gerichts glaubten] würden nicht nur in ihrem Glauben bestehen bleiben, sondern tatsächlich glühender werden als zuvor. Sie würden hartnäckig an ihrer Überzeugung festhalten, dass ihre Prophezeiung von Anfang an richtig war. Natürlich könnten sie nicht behaupten, dass die Welt untergegangen sei, aber sie könnten ihr allgemeines Glaubensmuster bekräftigen. Vielleicht war das Datum falsch oder es gab einen anderen Grund für die mangelnde Zerstörung. Aber sie würden an ihrem Glaubenssystem mit größerer Hartnäckigkeit als je zuvor festhalten. "Wenn immer mehr Menschen davon überzeugt werden können, dass das Glaubenssystem richtig ist, dann muss es doch richtig sein" (Festinger et al., 1956(3): S. 28).
Das Ende der Welt-Studie: Festinger et al. (1956) testeten diese Annahme in einem realen Fall der Weltuntergangsprophezeiung von 1955.
Haslam I 46
Wie von den Ermittlern vorhergesagt, wurde die Bekehrung zum Hauptweg, um die durch das Scheitern der Prophezeiung verursachte Dissonanz zu reduzieren. Die diskreten Erkenntnisse, die durch die Dissonanz der Prophezeiung von der Realität verursacht wurden, wurden in eine übergreifendere Botschaft umgewandelt, wie die kleine Gruppe wahrer Gläubiger die Welt vor der Zerstörung bewahrt hatte. (...) wenn alle glaubten, dass es so war, dann muss es so gewesen sein. >Methode/Festinger.
Haslam I 48
Festinger und Carlsmith (1959)(4): Der Kern von Festingers zweitem bahnbrechenden Experiment war es, eine Person eine Aussage machen zu lassen, die im Widerspruch zu seiner Haltung stand, und dann die Auswirkungen auf die Haltung der Person zu messen. Die Inkonsistenz sollte zu einer Verhaltensänderung führen, die mit der Aussage der Person übereinstimmt. Obwohl es keine Studie in der psychologischen Literatur gab, die diese Vorhersage getestet hatte, war sie im Einklang mit dem, was von mehreren anderen Gleichgewichtstheorien vorhergesagt worden wäre, die der Dissonanztheorie vorausgingen. Aber was die Dissonanz unter den Gleichgewichtstheorien einzigartig machte, war das Konzept der Dissonanz als Energiemodell. Und als eine Form der Energie hatte sie eine Größe. Energie/Messungen/Festinger: Einstellung? Angenommen, ein Mann wird dafür bezahlt, eine Aussage zu machen, die seiner Einstellung widerspricht. Würde das die Dissonanz verringern?
Haslam I 49
FestingerVsLerntheorie: Diese Vorhersage war eine direkte Herausforderung an den bestehenden Zeitgeist in der Psychologie. Belohnungen/Lerntheorie: Der dominante Ansatz der Psychologie, einschließlich der Sozialpsychologie, in den späten 1950er Jahren basierte auf der Lerntheorie. Dies deutete darauf hin, dass die Menschen als direkte Funktion der Belohnung lernten. Menschen haben ihr Verhalten geändert, weil sie bestärkt (reinforce) oder belohnt werden. >Lerntheorie.
FestingerVs: These (Festinger und Carlsmith (1959)(4): Je kleiner der Anreiz, desto mehr Menschen würden von ihren eigenen diskrepanten Aussagen beeinflusst werden und dass große Anreize die Auswirkungen des Verhaltens auf die Einstellungen beseitigen würden.
Dies war eine einfache Ableitung aus der Dissonanztheorie, aber eine Herausforderung an die Reinforcement Theory als Leitprinzip der Sozialpsychologie. >Experiment/Festinger, >Methode/Festinger.



1. Festinger, L. (1954) ‘A theory of social comparison processes’, Human Relations, 1: 117–40.
2. Festinger, L. (1957) A Theory of Cognitive Dissonance. Stanford: Stanford University Press.
3. Festinger, L., Riecken, H.W. and Schachter, S. (1956) When Prophecy Fails. Minneapolis: University of Minnesota Press.
4. Festinger, L. and Carlsmith, J.M. (1959) ‘Cognitive consequences of forced compliance’, Journal of Abnormal and Social Psychology, 58: 203–10.


Joel Cooper, “Cognitive Dissonance. Revisiting Festinger’s End of the World study”, in: Joanne R. Smith and S. Alexander Haslam (eds.) 2017. Social Psychology. Revisiting the Classic Studies. London: Sage Publications

Haslam I
S. Alexander Haslam
Joanne R. Smith
Social Psychology. Revisiting the Classic Studies London 2017
Komplex/Komplexität Lippmann Haslam I 232
Komplexität/Stereotypen/Lippmann/McGarty: Der Journalist Walter Lippmann [schlug vor], dass die informationsverarbeitende Kraft der Menschen dadurch eingeschränkt ist, dass die soziale Welt viel zu komplex ist, um im Detail verstanden zu werden. In seinem 1922 erschienenen Buch Public Opinion(1) schlug Lippmann vor, dass Menschen, um Informationsüberflutung zu vermeiden, dazu gezwungen sind, zusammenzufassen und selektiv zu sein und Verallgemeinerungen zu nutzen, um Eindrücke von Gruppen und nicht von Individuen zu gewinnen - das heißt, sich auf Stereotypen zu verlassen.
Mitte der 70er Jahre wurde diese Denkweise durch Hamilton und Gifford erweitert - zwei Sozialpsychologen, die davon ausgingen, dass sich negative Stereotypen von Minderheiten auch dadurch bilden könnten, dass Menschen dazu neigen, fehlerhafte Assoziationen herzustellen. (Hamilton und Gifford 1976(2)).
>Stereotype/Sozialpsychologie, >Illusorische Korrelation/Psychologische Theorien, >Illusorische Korrelation/Gifford/Hamilton.

1. Lippmann, W. (1922) Public Opinion. New York: Harcourt Brace.
2. Hamilton, D.L. and Gifford, R.K. (1976) ‘Illusory correlation in intergroup perception: A cognitive basis of stereotypic judgments’, Journal of Experimental Social Psychology, 12: 392–407.

Craig McGarty, „Stereotype Formation. Revisiting Hamilton and Gifford’s illusory correlation studies“, in: Joanne R. Smith and S. Alexander Haslam (eds.) 2017. Social Psychology. Revisiting the Classic studies. London: Sage Publications

PolLippm I
Walter Lippmann
The Phantom Public New York 1993

Haslam I
S. Alexander Haslam
Joanne R. Smith
Social Psychology. Revisiting the Classic Studies London 2017
Kulturelle Überlieferung Habermas III 108
Überlieferung/Kultur/Mythos/Mythen/Habermas: In mythischen Weltbildern als Interpretationshintergrund einer Lebenswelt in einer sozialen Gruppe ist den einzelnen Angehörigen die Last der Interpretation ebenso abgenommen wie die Chance, selber ein kritisierbares Einverständnis herbeizuführen. Hier wird das sprachliche Weltbild als Weltordnung reifiziert und kann nicht als kritisierbares Deutungssystem durchschaut werden. >Weltbilder, >Deutung.
So wird deutlich, welche formalen Eigenschaften kulturelle Überlieferungen aufweisen müssen, wenn in einer entsprechend interpretierten Lebenswelt rationale Handlungsorientierungen möglich sein sollen:
III 109
a) Die kulturelle Überlieferung muss formale Konzepte für die objektive, die soziale und die subjektive Welt bereitstellen, sie muss differenzierte Geltungsansprüche (propositionale Wahrheit, normative Richtigkeit, subjektive Wahrhaftigkeit) zulassen und zu einer entsprechenden Differenzierung von Grundeinstellungen (objektivierend, normenkonform und expressiv) anregen. >Geltungsansprüche, >Objektive Welt, >Soziale Welt, >Subjektive Welt.
Dann können symbolische Äußerungen auf einem formalen Niveau erzeigt werden, auf dem sie systematisch mit Gründen verknüpft werden und einer objektiven Beurteilung zugänglich sind.
b) Die kulturelle Überlieferung muss ein reflexives Verhältnis zu sich selbst gestatten.
c) Sie muss sich in ihren kognitiven und evaluativen Bestandteilen soweit mit spezialisierten Argumentationen rückkoppeln lassen, dass die entsprechenden Lernprozesse gesellschaftlich institutionalisiert werden können.
d) Sie muss schließlich die Lebenswelt in der Weise interpretieren, dass erfolgsorientiertes Handeln von den Imperativen einer immer wieder kommunikativ zu erneuernden Verständigung freigesetzt und von verständigungsorientiertem Handeln wenigstens partiell entkoppelt werden kann.
>Geschichte, >Geschichtsschreibung, >Geschichtsphilosophie, >Kultur.

Ha I
J. Habermas
Der philosophische Diskurs der Moderne Frankfurt 1988

Ha III
Jürgen Habermas
Theorie des kommunikativen Handelns Bd. I Frankfurt/M. 1981

Ha IV
Jürgen Habermas
Theorie des kommunikativen Handelns Bd. II Frankfurt/M. 1981
Normen Habermas III 35
Normen/Wissen/Habermas: Das Wissen, das in normenregulierten Handlungen oder in expressiven Äußerungen verkörpert ist, verweist (…) nicht auf die Existenz von Sachverhalten, sondern auf die Sollgeltung von Normen und auf das zum Vorschein-Kommen subjektiver Erlebnisse. >Wahrhaftigkeit, >Subjektivität, >Richtigkeit.
III 132
Normen/Habermas: Normen werden nicht durch Existenzsätze wie „Es ist der Fall, dass q geboten ist“ ausgedrückt, sondern in der Form „Es ist geboten, dass q“. Hier geht es um den Anspruch auf normative Richtigkeit, der so geäußert wird, dass er für einen Kreis von Adressaten Gültigkeit beansprucht. >Deontologie, >Deontische Logik.
III 133
Dass eine Norm faktisch besteht, bedeutet: Der Geltungsanspruch, mit dem sie auftritt, wird von den Betroffenen anerkannt. >Geltungsanspruch.
III 134
Normenreguliertes Handeln setzt zwei Welten voraus, die objektive und eine soziale Welt. >Objektive Welt, >Soziale Welt, >Subjektive Welt.
Normenkonformes Handeln setzt voraus, dass der Handelnde die faktischen von den normativen Bestandteilen
III 135
seiner Handlungssituation, d.h. die Bedingungen und Mittel von Werten unterscheiden kann. >Subjektive Welt.

III 405
Normen/Habermas: Innerhalb eines normenregulierten Rahmens ist die Anmeldung eines Geltungsanspruchs (validity claim) nicht Ausdruck eines kontingenten Willens. >Objektivität, >Soziale Praxis, >Kommunikatives Handeln/Habermas, >Kommunikationstheorie/Habermas, >Kommunikation/Habermas, >Kommunikative Praxis/Habermas, >Kommunikative Rationalität/Habermas.
Ebenso ist die Zustimmung zu einem Geltungsanspruch keine allein empirisch motivierte Entscheidung. Die Zurückweisung eines solchen Anspruchs kann nur in Form einer Kritik erfolgen und die Verteidigung des Anspruchs kann nur in Form einer Widerlegung der Kritik geschehen.
>Kritik/Habermas.
Wer die Gültigkeit von Normen anzweifelt, wird Gründe anführen müssen, sei es gegen die Legalität der Vorschrift, d.h. die Rechtmäßigkeit der sozialen Geltung – sei es gegen die Legitimität der Vorschrift, d.h. den Anspruch, im moralisch-praktischen Sinn richtig oder gerechtfertigt zu sein.
Hier sind Akzeptabilitätsbedingungen für das Befolgen einer Norm hinreichend; sie müssen nicht durch Sanktionsbedingungen vervollständigt werden.
>Akzeptierbarkeit/Habermas, >Rechtfertigung, >Begründung, >Gründe.

IV 65
Normen/Tradition/VsTradition/Habermas: Erst wenn die Macht der Tradition soweit gebrochen ist, dass die Legitimität bestehender Ordnungen im Lichte hypothetischer Alternativen betrachtet werden kann, fragen sich die Angehörigen einer auf Kooperation. D.h. auf gemeinsame Anstrengungen zur Erreichung kollektiver Ziele angewiesenen Gruppe, ob die fraglichen Normen die Willkür der Angehörigen in der Weise regulieren, dass ein jeder von ihnen sein Interesse gewahrt sehen kann. >Kulturelle Überlieferung, >Konventionen.
IV 143
Normen/Sprache/Mead/Habermas: In dem Maße, wie sich die Sprache als Prinzip der Vergesellschaftung durchsetzt, konvergieren die Bedingungen der Sozialität mit Bedingungen der kommunikativ hergestellten Intersubjektivität. Da die Autorität des Heiligen in die bindende Kraft normativer Geltungsansprüche, die allein diskursiv eingelöst werden können überführt wird, wird der Begriff der Sollgeltung von empirischen Beimengungen gereinigt. Die Gültigkeit einer Norm bedeutet am Ende nur noch, dass diese von allen Betroffenen mit guten Gründen akzeptiert werden könnte. >Geltungsansprüche, >Intersubjektivität, >Gesellschaft, >Gemeinschaft.

Ha I
J. Habermas
Der philosophische Diskurs der Moderne Frankfurt 1988

Ha III
Jürgen Habermas
Theorie des kommunikativen Handelns Bd. I Frankfurt/M. 1981

Ha IV
Jürgen Habermas
Theorie des kommunikativen Handelns Bd. II Frankfurt/M. 1981
Regelfolgen Habermas III 143
Regelfolgen/Kommunikatives Handeln/Habermas: Der Begriff des kommunikativen Handelns verdankt den auf Wittgenstein zurückgehenden sprachphilosophischen Untersuchungen viel, das Konzept der Regelbefolgung greift jedoch zu kurz. >Kommunikatives Handeln/Habermas, >Kommunikationstheorie/Habermas, >Kommunikation/Habermas, >Kommunikative Praxis/Habermas, >Kommunikative Rationalität/Habermas, >Regelfolgen/Wittgenstein, >Regelfolgen/Kripke.
III 144
Bei einer Konzentration darauf ginge der Aspekt des dreifachen Weltbezugs (zu einer objektiven, einer sozialen Welt und einer subjektiven Welt als der Gesamtheit der privilegiert zugänglichen Erlebnisse des Sprechers) verloren. >Objektive Welt, >Soziale Welt, >Subjektive Welt.

IV 33
Regelfolgen/Wittgenstein/Habermas: Die Pointe von Wittgensteins Argument ist, dass A nicht sicher sein kann, ob er überhaupt einer Regel folgt, wenn nicht eine Situation besteht, in der er sein Verhalten einer grundsätzlich konsensfähigen Kritik durch B aussetzt. Identität und Geltung von Regel hängen für Wittgenstein systematisch zusammen. Einer Regel folgen bedeutet in jedem einzelnen Fall derselben Regel zu folgen.
Habermas: Diese Identität der Regel beruht aber nicht auf beobachtbaren Invarianzen, sondern auf der Intersubjektivität ihrer Geltung.
>Intersubjektivität, >Geltung/Habermas, >Regeln.
Da Regeln kontrafaktisch gelten, besteht die Möglichkeit, (…) Verhalten zu kritisieren bzw. als fehlerhaft zu bewerten. Dabei werden also zwei Rollen für die Interaktionsteilnehmer angenommen:
IV 34
Die Kompetenz der Regelbefolgung und die Kompetenz zur Beurteilung des Verhaltens (was Regelkompetenz seinerseits voraussetzt). >Kontrafaktisches.
Pointe: Diese Rollen bzw. Kompetenzen müssen austauschbar sein: jeder Interaktionsteilnehmer muss sie ausüben können, andererseits wäre die Identität der Regeln nicht gesichert.
Frage: Wie werden Regeln zunächst überhaupt etabliert?
Regeln/Habermas.

Ha I
J. Habermas
Der philosophische Diskurs der Moderne Frankfurt 1988

Ha III
Jürgen Habermas
Theorie des kommunikativen Handelns Bd. I Frankfurt/M. 1981

Ha IV
Jürgen Habermas
Theorie des kommunikativen Handelns Bd. II Frankfurt/M. 1981
Situationen Habermas III 150
Situation/Handlungssituation/Habermas: Eine Situationsdefinition stellt eine Ordnung her. Mit ihr ordnen die Kommunikationsteilnehmer die verschiedenen Elemente der Handlungssituation jeweils einer der drei Welten (einer objektiven, einer sozialen Welt und einer subjektiven Welt als der Gesamtheit der privilegiert zugänglichen Erlebnisse des Sprechers) zu. >Objektive Welt, >Soziale Welt, >Subjektive Welt, >Kommunikatives Handeln/Habermas, >Kommunikationstheorie/Habermas, >Kommunikation/Habermas, >Kommunikative Praxis/Habermas, >Kommunikative Rationalität/Habermas.
Sie inkorporieren damit die aktuelle Handlungssituation ihrer vorinterpretierten Lebenswelt. Das Abweichen der Situationsdefinition durch das Gegenüber stellt ein Problem anderer Art dar. Es hat nämlich keiner der Beteiligten ein Interpretationsmonopol.
>Interpretation.

IV 188
Situation/Lebenswelt/Verstehen/Habermas: Die Handlungssituation bildet für die Beteiligten jeweils das Zentrum ihrer Lebenswelt; sie hat einen beweglichen Horizont, weil sie auf die Komplexität der Lebenswelt verweist: In gewisser Weise ist die Lebenswelt, der die Kommunikationsteilnehmer angehören, stets präsent; aber doch nur so, dass die den Hintergrund für eine aktuelle Szene bildet. Sobald ein solcher Verweisungszusammenhang in eine Situation einbezogen (…) wird, verliert er seine Trivialität und fraglose Solidität. Neue Informationen können zur Sprache gebracht werden. >Lebenswelt/Habermas, >Sprache/Habermas.
IV 189
Relevanz: Bevor er explizit zur Sprache gebracht wird, ist in lebensweltlicher Sachverhalt nur als Selbstverständlichkeit gegeben. Aus der Perspektive der Situation erscheint die Lebenswelt als ein Reservoir von Selbstverständlichkeiten oder unerschütterten Überzeugungen. >Hintergrund.
Mobilisiert werden diese Selbstverständlichkeiten, wenn sie für eine Situation relevant werden.
((s) Für die heutige Diskussion siehe auch Frame-Theorien, Frame Theories).
IV 203
Situation/Habermas: Zur Situation gehört alles, was sich als Beschränkung für (…) Handlungsinitiativen bemerkbar macht. Während der Aktor die Lebenswelt als Ressource verständigungsorientierten Handelns im Rücken behält, begegnen ihm die Restriktionen, die die Umstände der Durchführung seiner Pläne auferlegen, als Bestandteile der Situation.
IV 204
Diese Beschränkungen können im Rahmen der drei formalen Weltbegriffe nach Tatsachen, Normen und Erlebnissen sortiert werden. Theoretischer Status: der aus der Teilnehmerperspektive entwickelte kommunikationstheoretische...
Habermas IV 206
...Begriff der Lebenswelt ist nicht unmittelbar für theoretische Zwecke brauchbar, er eignet sich nicht zur Abgrenzung eines sozialwissenschaftlichen Objektbereichs, also derjenigen Region innerhalb der objektiven Welt, die die Gesamtheit der hermeneutisch zugänglich, im weitesten Sinn historischen oder soziokulturellen Tatsachen bildet. Dafür empfiehlt sich das Alltagskonzept der Lebenswelt, mit dessen Hilfe kommunikativ Handelnde sich und ihre Äußerungen in sozialen Räumen und historischen Zeiten lokalisieren und datieren.

Ha I
J. Habermas
Der philosophische Diskurs der Moderne Frankfurt 1988

Ha III
Jürgen Habermas
Theorie des kommunikativen Handelns Bd. I Frankfurt/M. 1981

Ha IV
Jürgen Habermas
Theorie des kommunikativen Handelns Bd. II Frankfurt/M. 1981
Soziale Welt
Soziale Welt Bruner Haslam I 238
Soziale Welt/Information/Stereotypen/Komplexität/Bruner: These: (Bruner 1957)(1): BrunerVsTradition: Sozial Wahrnehmende werden nicht durch zu viele Informationen über die soziale Welt, sondern durch zu wenige behindert. Tradition: Walter Lippmann (1922)(2), aber auch (...) William James (...) schrieben bekanntlich über die Welt als "blühende, summende Verwirrung" (James, 1890(3): 488), viele Psychologen glauben, dass sozial Wahrnehmende durch eine konfrontierend komplexe Welt herausgefordert werden und dass sie deshalb einen Teil dieser Verwirrung ausblenden müssen (auch auf die Gefahr hin, sie zu vereinfachen). >Vereinfachung/psychologische Theorien.
McGartyVsTradition: Sozial Wahrnehmende versuchen stattdessen, ihren Wissensschatz zu erweitern; (...) sie suchen nach Feinheiten und verborgenen Einsichten. >Illusorische Korrelation/McGarty.



1. Bruner, J.S. (1957) ‘On perceptual readiness’, Psychological Review, 64: 123–52.
2. Lippmann, W. (1922) Public Opinion. New York: Harcourt Brace.
3. James, W. (1890) Principles of Psychology. New York: Henry Holt & Co.



Craig McGarty, „Stereotype Formation. Revisiting Hamilton and Gifford’s illusory correlation studies“, in: Joanne R. Smith and S. Alexander Haslam (eds.) 2017. Social Psychology. Revisiting the Classic studies. London: Sage Publications

Haslam I
S. Alexander Haslam
Joanne R. Smith
Social Psychology. Revisiting the Classic Studies London 2017
Soziale Welt James Haslam I 238
Soziale Welt/James: William James (...) schrieb bekanntlich über die Welt als "blühende, summende Verwirrung" (James, 1890(1): 488), viele Psychologen glauben, dass sozial Wahrnehmende durch eine konfrontierend komplexe Welt herausgefordert werden und dass sie deshalb einen Teil dieser Verwirrung ausblenden müssen (auch auf die Gefahr hin, sie zu vereinfachen). >Vereinfachung/psychologische Theorien. Siehe auch Walter Lippman (1922)(2). McGartyVsTradition: Sozial Wahrnehmende versuchen stattdessen, ihren Wissensbestand zu erweitern; (...)
Haslam I 239
sie suchen nach Feinheiten und verborgenen Einsichten. >Illusorische Korrelation/McGarty.


1. James, W. (1890) Principles of Psychology. New York: Henry Holt & Co.
2. Lippmann, W. (1922) Public Opinion. New York: Harcourt Brace.



Craig McGarty, „Stereotype Formation. Revisiting Hamilton and Gifford’s illusory correlation studies“, in: Joanne R. Smith and S. Alexander Haslam (eds.) 2017. Social Psychology. Revisiting the Classic studies. London: Sage Publications

Haslam I
S. Alexander Haslam
Joanne R. Smith
Social Psychology. Revisiting the Classic Studies London 2017
Soziale Welt McGarty Haslam I 239
Soziale Welt / Stereotypen / McGarty: Unser Ansatz (McGarty et al. (1993)(1) wurde durch einen alternativen sozial-kognitiven Ansatz zur Stereotypisierung geprägt, der vom Ansatz der sozialen Identität und insbesondere der Theorie der Selbstkategorisierungs inspiriert wurde (Turner et al., 1994)(2). (Siehe auch >Soziale Welt/James, >Soziale Welt/Brunner). McGartyVsBruner, McGartyVsJames. These: Sozial Wahrnehmende sind nicht mit einer zu komplexen Welt konfrontiert, die sie übermäßig vereinfachen müssen, sondern versuchen, ihren Wissensschatz zu erweitern; sie suchen nach Feinheiten und verborgenen Einsichten.
Stereotypen/McGartyVsTradition/McGarty: These: Stereotypen sind keine starren, vereinfachenden und negativen Verzerrungen der Realität, sondern tatsächlich Eindrücke von Gruppen, die dazu neigen würden, so flexibel, komplex, positiv und genau zu sein, wie sie es sein müssen, um das Bedürfnis der Wahrnehmenden widerzuspiegeln, welche sie gebildet haben, um sich an die Umgebung, mit der sie sich konfrontiert sehen, anzupassen und mit ihr zu interagieren.



1. McGarty, C., Haslam, S.A., Turner, J.C. and Oakes, P.J. (1993) ‘Illusory correlation as accentuation of actual intercategory difference: Evidence for the effect with minimal stimulus information’, European Journal of Social Psychology, 23: 391–410.
2. Turner, J.C., Oakes, P.J., Haslam, S.A. and McGarty, C. (1994) ‘Self and collective: Cognition and social context’, Personality and Social Psychology Bulletin, 20: 454–63.



Craig McGarty, „Stereotype Formation. Revisiting Hamilton and Gifford’s illusory correlation studies“, in: Joanne R. Smith and S. Alexander Haslam (eds.) 2017. Social Psychology. Revisiting the Classic studies. London: Sage Publications

Haslam I
S. Alexander Haslam
Joanne R. Smith
Social Psychology. Revisiting the Classic Studies London 2017
Soziales Verhalten McGarty Haslam I 239
Sozialverhalten/Stereotypen/McGarty: Ohne [sich ändernde Stereotypen] wäre ein sinnvolles Sozialverhalten unmöglich (unter anderem, weil dies die Möglichkeit der sozialen Zusammenarbeit und des sozialen Wandels ausschließen würde). McGarty et al. 1993(1) These: Stereotypen sind keine starren, vereinfachenden und negativen Verzerrungen der Realität, sondern tatsächlich Eindrücke von Gruppen, welche dazu neigen würden, so flexibel, komplex, positiv und genau zu sein, wie sie es sein müssten, um die Anforderung der Wahrnehmenden, welcher sie bildeten, um sich an die sie konfrontierende Umgebung anzupassen und mit ihr zu interagieren, widerzuspiegeln. >Soziale Welt/McGarty, >Stereotype/McGarty, >Illusorische Korrelation/McGarty.



McGarty, C., Haslam, S.A., Turner, J.C. and Oakes, P.J. (1993) ‘Illusory correlation as accentuation of actual intercategory difference: Evidence for the effect with minimal stimulus information’, European Journal of Social Psychology, 23: 391–410.


Craig McGarty, „Stereotype Formation. Revisiting Hamilton and Gifford’s illusory correlation studies“, in: Joanne R. Smith and S. Alexander Haslam (eds.) 2017. Social Psychology. Revisiting the Classic studies. London: Sage Publications

Haslam I
S. Alexander Haslam
Joanne R. Smith
Social Psychology. Revisiting the Classic Studies London 2017
Stereotype Lippmann Haslam I 232
Komplexität/Stereotypen/Lippmann/McGarty: Der Journalist Walter Lippmann [schlug vor], dass die informationsverarbeitende Kraft der Menschen dadurch eingeschränkt ist, dass die soziale Welt viel zu komplex ist, um im Detail verstanden zu werden. In seinem 1922 erschienenen Buch Public Opinion(1) schlug Lippmann vor, dass Menschen, um Informationsüberflutung zu vermeiden, dazu gezwungen sind, zusammenzufassen und selektiv zu sein und Verallgemeinerungen zu nutzen, um Eindrücke von Gruppen und nicht von Individuen zu gewinnen - das heißt, sich auf Stereotypen zu verlassen.
Mitte der 70er Jahre wurde diese Denkweise durch Hamilton und Gifford erweitert - zwei Sozialpsychologen, die davon ausgingen, dass sich negative Stereotypen von Minderheiten auch dadruch bilden könnten, dass Menschen dazu neigen, fehlerhafte Assoziationen herzustellen. (Hamilton und Gifford 1976(2)).
>Stereotype/Sozialpsychologie, >Illusorische Korrelation/Psychologische Theorien, >Illusorische Korrelation/Gifford/Hamilton..

1. Lippmann, W. (1922) Public Opinion. New York: Harcourt Brace.
2. Hamilton, D.L. and Gifford, R.K. (1976) ‘Illusory correlation in intergroup perception: A cognitive basis of stereotypic judgments’, Journal of Experimental Social Psychology, 12: 392–407.

Craig McGarty, „Stereotype Formation. Revisiting Hamilton and Gifford’s illusory correlation studies“, in: Joanne R. Smith and S. Alexander Haslam (eds.) 2017. Social Psychology. Revisiting the Classic studies. London: Sage Publications

PolLippm I
Walter Lippmann
The Phantom Public New York 1993

Haslam I
S. Alexander Haslam
Joanne R. Smith
Social Psychology. Revisiting the Classic Studies London 2017
Strukturelle Gewalt Habermas IV 278
Strukturelle Gewalt/structural violence/Habermas: Reproduktionszwänge, die eine Lebenswelt instrumentalisieren, ohne den Schein der Autarkie der Lebenswelt zu beeinträchtigen, müssen sich gleichsam in den Poren des kommunikativen Handelns verstecken. Daraus entsteht eine strukturelle Gewalt, die sich, ohne als solche manifest zu werden, der Form der Intersubjektivität möglicher Verständigung bemächtigt. >Gewalt.
Strukturelle Gewalt wird über eine systematische Einschränkung von Kommunikation ausgeübt; sie wird in den formalen Bedingungen des kommunikativen Handelns so verankert, dass für die Kommunikationsteilnehmer der Zusammenhang von objektiver, sozialer und subjektiver Welt in typischer Weise präjudiziert ist. Für dieses relative Apriori der Verständigung möchte ich in Analogie zum Erkenntnisapriori der Gegenstandsform (Lukács) den Begriff der Verständigungsform einführen.
>Objektive Welt, >Soziale Welt, >Subjektive Welt, >Verständigung/Habermas.

Ha I
J. Habermas
Der philosophische Diskurs der Moderne Frankfurt 1988

Ha III
Jürgen Habermas
Theorie des kommunikativen Handelns Bd. I Frankfurt/M. 1981

Ha IV
Jürgen Habermas
Theorie des kommunikativen Handelns Bd. II Frankfurt/M. 1981
Symbolischer Interaktionismus Mead Upton I 83
Symbolischer Interaktionismus/Mead/Upton: Nach der Theorie des symbolischen Interaktionismus sind das Selbst und die soziale Welt untrennbar miteinander verbunden (Mead, 1934)(1). Das Selbst ist im Wesentlichen eine soziale Struktur, die nur durch soziale Erfahrungen entstehen kann. Mead glaubte, dass Kinder anfangen, die Wahrnehmungen zu übernehmen, die andere von ihnen durch ihren Gebrauch der Sprache, ihrer Spiele und ihres Spielweise haben. Dadurch werden sie befähigt, über sich selbst zu reflektieren. >Selbst, >Welt.
Beweise für diese Sichtweise stammen aus Fällen extremer sozialer Benachteiligung zu Beginn des Lebens, zum Beispiel so genannte Wolfkinder (feral children) oder Kinder wie Genie, ein Mädchen, das von ihrem missbrauchenden Vater mehrere Jahre lang in einem Raum eingesperrt gehalten wurde (Rymer, 1993)(2). Es hat sich gezeigt, dass diese Kinder schlechte Kommunikationsfähigkeiten und nur ein begrenztes Selbstverständnis haben.
>Psychologische Theorien über Entwicklungsperioden, >Entwicklungsphasen.


1. Mead, G.H. (1934) Mind, Self and Society from the Standpoint of a Social Behaviourist. Chicago, IL: University of Chicago Press.
2. Rymer, R (1993) Genie: Escape from a silent childhood. Harmondsworth: Penguin Books.

Mead I
George Herbert Mead
Geist, Identität und Gesellschaft aus der Sicht des Sozialbehaviorismus Frankfurt 1973

Upton I
Penney Upton
Developmental Psychology 2011
Verdinglichung Lukács Habermas III 474
Verdinglichung/Lukács/Habermas: Lukács These: „In der Struktur des Warenverhältnisses (kann) das Urbild aller Gegenständlichkeitsformen und aller ihnen entsprechenden Formen der Subjektivität in der bürgerlichen Gesellschaft aufgefunden werden.“(1) Habermas: Den neukantischen Ausdruck „Gegenständlichkeitsform“ verwendet Lukács in einem durch Dilthey geprägten Sinn als geschichtlich entstandene „Daseins- oder Denkform“, die die „Totalität der Entwicklungsstufe der Gesamtgesellschaft“ auszeichnet.
>Neukantianismus, >W. Dilthey, >Über Dilthey.
Er begreift die Entwicklung der Gesellschaft als „die Geschichte der ununterbrochenen Umwälzung der Gegenständlichkeitsformen, die das Dasein der Menschen gestalten“.
LukácsVsHistorismus/Habermas: Lukács teilt allerdings nicht die historistische Auffassung, wonach sich in einer Gegenständlichkeitsform die Partikularität einer jeweils einzigartigen Kultur ausdrückt. Die Gegenständlichkeitsformen vermitteln „die Auseinandersetzung des Menschen
Habermas III 475
mit seiner Umwelt, die die Gegenständlichkeit seines inneren wie äußeren Lebens bestimmen“.(2) >Historismus.
Def Verdinglichung/Lukács/Habermas: Verdinglichung ist die eigentümliche Assimilierung von gesellschaftlichen Beziehungen und Erlebnissen an Dinge, d.h. an Objekte, die wir Wahrnehmung und manipulieren können. Die drei Welten (subjektive, objektive und soziale ((s) geteilte) Welt) sind im gesellschaftlichen Apriori der Lebenswelt so schief koordiniert, dass in unser Verständnis interpersonaler Beziehungen und subjektiver Erlebnisse Kategorienfehler eingebaut sind: wir fassen sie unter der Form von Dingen, also als Entitäten auf, die zur objektiven Welt gehören, obgleich sie in Wahrheit Bestandteile unserer gemeinsame sozialen oder der je eigenen subjektiven Welt sind.
>Objektive Welt, >Subjektive Welt, >Soziale Welt, >Lebenswelt.
Habermas: Weil nun das Verstehen und Auffassen für den kommunikativen Umgang selbst konstitutiv sind, affiziert ein derart systematisch angelegtes Missverstehen die Praxis, nicht nur die Denk- sondern auch die „Daseinsform“ der Subjekte. Es ist die Lebenswelt selbst, die „verdinglicht“ wird.
Habermas: die Ursache für diese Deformation sieht Lukács in einer
Habermas III 476
Produktionsweise, die auf Lohnarbeit beruht und das „Zur-Ware-Werden einer Funktion des Menschen“(3) erfordert.
Habermas III 489
AdornoVsLukács/HorkheimerVsLukács/Habermas: Horkheimer und Adorno verlegen die Anfänge der Verdinglichung in der Dialektik der Aufklärung hinter den kapitalistischen Anfang der Moderne zurück in die Anfänge der Menschwerdung. >Dialektik der Aufklärung, >M. Horkheimer, >Th.W. Adorno.
Der Grund dafür ist, dass Lukács Theorie von den nicht vorausgesehenen Integrationsleistungen der fortgeschrittenen kapitalistischen Gesellschaften dementiert wurde.
>Gesellschaft, >Kapitalismus.

1. G. Lukács, „Die Verdinglichung und das Bewusstsein des Proletariats“ in: G. Lukács, Werke, Bd. 2. Neuwied 1968, S. 257-397.
2.G.Lukács, Geschichte und Klassenbewusstsein, Werke, Bd. 2, 1968, S. 336
3. Ebenda S. 267.

Ha I
J. Habermas
Der philosophische Diskurs der Moderne Frankfurt 1988

Ha III
Jürgen Habermas
Theorie des kommunikativen Handelns Bd. I Frankfurt/M. 1981

Ha IV
Jürgen Habermas
Theorie des kommunikativen Handelns Bd. II Frankfurt/M. 1981
Vereinfachung Psychologische Theorien Haslam I 232
Vereinfachung/Sterotypen/illusorische Korrelation/psychologische Theorien: Mitte der 70er Jahre gingen Hamilton und Gifford, zwei Sozialpsychologen (...) davon aus, dass sich auch negative Stereotypen von Minderheiten bilden könnten, da die Menschen dazu neigen, fehlerhafte Assoziationen herzustellen. (Hamilton und Gifford 1976(1)). Diese Denkweise geht auf den Journalisten Walter Lippmann zurück, welcher anregte, dass die informationsverarbeitende Fähigkeit der Menschen dadurch begrenzt sei, dass die soziale Welt viel zu komplex ist, um sie im Detail zu verstehen. In seinem 1922 erschienenen Buch Public Opinion(2) schlug Lippmann vor, dass Menschen zur Vermeidung von Informationsüberflutung dazu gezwungen sind, zusammenzufassen und selektiv zu sein und Verallgemeinerungen zu nutzen, um Eindrücke von Gruppen und nicht von Individuen zu gewinnen - das heißt, sich auf Stereotypen zu verlassen.
Im Einklang mit den Argumenten anderer einflussreicher kognitiver Sozialpsychologen wie Susan Fiske und Shelley Taylor argumentierten Hamilton und Gifford, dass eine Folge dieser Notwendigkeit, die Welt zu vereinfachen, darin besteht, dass die Menschen nur auf die Dinge achten, die Aufmerksamkeit erfordern.
Haslam I 233
Aufmerksamkeit/Gifford/Hamilton: These: Dinge, die am ehesten Aufmerksamkeit erregen, sind die Dinge, die auffallen oder unverwechselbar sind, und die unverwechselbarsten Dinge von allen sind nicht die, die alt- und allgemein bekannt sind (und die somit schon einmal gesehen wurden), sondern die, die sich dadurch auszeichnen, dass sie neu und selten sind. Minderheiten/Gifford/Hamilton: Wenn wir an Gruppen denken, deren Mitglieder für die meisten Menschen selten anzutreffen sind, dann sind das Minderheitengruppen. Und wenn dies der Fall ist, dann sollten diese Menschen in ihrem alltäglichen Leben den Mitgliedern von Minderheiten besondere Aufmerksamkeit schenken. >Stereotype/Gifford/Hamilton, >Illusorische Korrelation/Gifford/Hamilton.



1. Hamilton, D.L. and Gifford, R.K. (1976) ‘Illusory correlation in intergroup perception: A cognitive basis of stereotypic judgments’, Journal of Experimental Social Psychology, 12: 392–407.
2. Lippmann, W. (1922) Public Opinion. New York: Harcourt Brace.



Craig McGarty, „Stereotype Formation. Revisiting Hamilton and Gifford’s illusory correlation studies“, in: Joanne R. Smith and S. Alexander Haslam (eds.) 2017. Social Psychology. Revisiting the Classic studies. London: Sage Publications

Haslam I
S. Alexander Haslam
Joanne R. Smith
Social Psychology. Revisiting the Classic Studies London 2017
Welt Festinger Haslam I 43
Soziale Welt/Individuum/Wahrnehmung/Festinger: Laut Festinger repräsentieren Individuen die soziale Welt als eine Reihe von mentalen Kognitionen. Jedes Verhalten, jede Einstellung oder Emotion wurde als Kognition betrachtet - das heißt, eine mentale Darstellung im Kopf einer Person. So auch die Wahrnehmungen der Welt um uns herum. Unsere Wahrnehmungen anderer Menschen, sozialer Gruppen und der physischen Welt wurden alle als kognitive Repräsentationen betrachtet. Diese Darstellungen existierten in Beziehung zueinander - mal konsequent zusammenpassend, mal uneinheitlich in den Köpfen der Menschen. (Festinger 1957)(1). >Kognitive Dissonanz/Festinger.


1. Festinger, L. (1957) A Theory of Cognitive Dissonance. Stanford: Stanford University Press.


Joel Cooper, “Cognitive Dissonance. Revisiting Festinger’s End of the World study”, in: Joanne R. Smith and S. Alexander Haslam (eds.) 2017. Social Psychology. Revisiting the Classic Studies. London: Sage Publications

Haslam I
S. Alexander Haslam
Joanne R. Smith
Social Psychology. Revisiting the Classic Studies London 2017