Lexikon der Argumente


Philosophische Themen und wissenschaftliche Debatten
 
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Aufklärung Romantik Gadamer I 278
Aufklärung/Romantik/RomantikVsAufklärung/Gadamer: Im Gegenwurf gegen den Perfektionsglauben der Aufklärung, der auf die Vollendung der Befreiung von und den Vorurteilen der Vergangenheit hin denkt, gewinnt nun die Frühe der Zeiten, die mythische Welt, das vom Bewusstsein nicht zersetzte, ungebrochene Leben in einer „naturwüchsigen Gesellschaft“, die Welt des christlichen Rittertums romantischen Zauber, ja Vorrang an Wahrheit.(1) Vgl. >Mythos/Romantik.
Die Umkehrung der Voraussetzung der Aufklärung hat die paradoxe Tendenz der Restauration zur Folge, das heißt die Tendenz zur Wiederherstellung des Alten, weil es das Alte ist, der bewussten Rückkehr zum Unbewussten usw. und gipfelt in der Anerkennung der überlegenen Weisheit der mythischen Urzeit.
Durch diese romantische Umkehrung des Wertmaßstabes der Aufklärung wird aber die Voraussetzung der Aufklärung, der abstrakte Gegensatz von Mythos und Vernunft, gerade verewigt. Alle Kritik der Aufklärung nimmt nunmehr den Weg dieser romantischen Um-Spiegelung der Aufklärung. Der Glaube an die Perfektibilität der Vernunft springt um in den an die Perfektion des »mythischen“ Bewusstseins und reflektiert sich in einen paradiesischen Urstand vor dem Sündenfall des Denkens.(2)
>Wissenschaft/Romantik.

1. In einer kleinen Studie über Immermanns "Chiliastische Sonette« (Kleine Schriften II, S. 136—147; jetzt in Bd. 9 der Ges. Werke) habe ich ein Beispiel für diesen Vorgang analysiert.
2. Vgl. dazu meine Arbeiten "Mythos und Vernunft" (Kl Schr, IV, S. 48—53; in Bd. 8
der Ges. Werke) und „Mythos und Wissenschaft“ (in Bd. 8 der Ges. Werke)

Gadamer I
Hans-Georg Gadamer
Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010

Gadamer II
H. G. Gadamer
Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977
Mythos Romantik Gadamer I 278
Mythos/Logos/Romantik/Gadamer: [Es gibt ein] geschichtsphilosophische[s] Grundschema (...), das die Romantik mit der Aufklärung teilt und das durch die romantische Reaktion gegen die Aufklärung zu einer unerschütterlichen Prämisse verfestigt worden ist: das Schema der Überwindung des Mythos durch den Logos. Es ist die Voraussetzung von der fortschreitenden der Welt, unter der dieses Schema Geltung besitzt. Es soll das Schrittgesetz der Geschichte des Geistes selbst darstellen, und gerade weil die Romantik diese Entwicklung negativ wertet, nimmt sie das Schema selbst wie eine Selbstverständlichkeit in Anspruch. Sie teilt die Voraussetzung der Aufklärung und kehrt nur die Wertung um, indem sie das Alte als Altes zur Geltung zu bringen sucht: das Mittelalter, die christliche Staatengesellschaft Europas, den ständischen Aufbau der Gesellschaft, aber auch die Einfachheit des bäuerlichen Lebens und die Nähe zur Natur.
>Aufklärung/Romantik, >Aufklärung.

Gadamer I
Hans-Georg Gadamer
Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010

Gadamer II
H. G. Gadamer
Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977
Sprache Romantik Gadamer I 392
Sprache/Romantik/Gadamer: Die Einsicht in die systematische Bedeutung, die die Sprachlichkeit des Gesprächs für alle Verstehenden besitzt, verdanken wir der deutschen Romantik. Sie hat uns gelehrt, dass Verstehen und Auslegen letzten Endes ein und dasselbe sind. Seit der Romantik kann man sich die Sache nicht mehr so denken, als ob die auslegenden Begriffe zum Verstehen hinzutreten, indem Sie aus einem sprachlichen Vorratsraum, in dem sie schon bereitliegen, je nach Bedarf herbeigezogen werden, wenn die Unmittelbarkeit des Verstehens sonst ausbleibt. Vielmehr ist die Sprache das universale Medium, in dem sich das Verstehen selber vollzieht. Die Vollzugsweise des Verstehens ist die Auslegung.
>Verstehen, >Deutung, >Interpretation, >Hermeneutik.

Gadamer I
Hans-Georg Gadamer
Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010

Gadamer II
H. G. Gadamer
Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977
Tradition Romantik Gadamer I 280
Tradition/Romantik/Gadamer: Wenn es für die Aufklärung feststeht, dass alle Überlieferung, die sich vor der Vernunft als unmöglich, d. h. als Unsinn darstellt, nur historisch, d. h, im Rückgang auf die Vorstellungsweise der Vergangenheit, verstanden werden kann, so bedeutet das historische Bewusstsein, das mit der Romantik heraufkommt, eine Radikalisierung der Aufklärung, Denn für das historische Bewusstsein ist der Ausnahmefall vernunftwidriger Überlieferung die allgemeine Situation geworden. Ein durch die Vernunft allgemein zugänglicher Sinn wird so wenig geglaubt, dass die gesamte Vergangenheit, ja, am Ende sogar alles Denken der Zeitgenossen schließlich nur noch verstanden wird. >Historismus/Gadamer.
So mündet die romantische Kritik der Aufklärung selbst in Aufklärung, indem sie sich als historische Wissenschaft entfaltet und alles in den Sog des Historismus hineinzieht. Die grundsätzliche Diskreditierung aller Vorurteile, die das Erfahrungspathos der neuen Naturwissenschaft mit der Aufklärung verbindet, wird in der historischen Aufklärung universal und radikal.
Gadamer I 285
Tradition/Romantik/Gadamer: [Die Romantik] denkt Tradition im Gegensatz zur
Gadamer I 286
vernünftigen Freiheit und sieht in ihr eine geschichtliche Gegebenheit von der Art der Natur. 0b man sie nun revolutionär bekämpft oder konservieren möchte, sie erscheint als das abstrakte Gegenteil der freien Selbstbestimmung, da ihre Geltung keiner vernünftigen Gründe bedarf, sondern uns fraglos bestimmt. >Vernunft, >Natur, >Geschichte.

Gadamer I
Hans-Georg Gadamer
Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010

Gadamer II
H. G. Gadamer
Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977
Wissenschaft Romantik Gadamer I 279
Wissenschaft/Romantik/Gadamer: [Den] Umwertungen der Romantik entspringt die Haltung der historischen Wissenschaft des 19. Jahrhunderts. Sie misst nicht mehr die Vergangenheit mit den Maßstäben der Gegenwart wie an einem Absoluten, sie spricht vergangenen Zeiten einen eigenen Wert zu und kann selbst in der einen oder anderen Hinsicht deren Überlegenheit anerkennen. Die großen Leistungen der Romantik, die Erweckung der Zeitenfrühe, das Vernehmen der Stimme der Völker in Liedern, die Sammlung der Märchen und der Sagen, die Pflege des alten Brauchtums, die Entdeckung der Sprachen als
Gadamer I 280
Weltanschauungen, das Studium der „Religion und Weisheit der Inder“ - sie alle haben historische Forschung ausgelöst, die langsam, Schritt für Schritt die ahnungsreiche Wiedererweckung in abständige historische Erkenntnis verwandelte. >Weltbilder, >Religion.
Historismus: Der Anschluss der historischen Schule an die Romantik bestätigt damit, dass die romantische Wiederholung des Ursprünglichen selber auf dem Boden der Aufklärung steht. Die historische Wissenschaft des 19. Jahrhunderts ist ihre stolzeste Frucht und versteht sich geradezu als die Vollendung der Aufklärung, als den letzten Schritt in der Befreiung des Geistes von dogmatischer Befangenheit, den Schritt zur objektiven Erkenntnis der geschichtlichen Welt, die der Erkenntnis der Natur durch die moderne Wissenschaft ebenbürtig zur Seite tritt.
>Historismus/Gadamer.

Gadamer I
Hans-Georg Gadamer
Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010

Gadamer II
H. G. Gadamer
Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977