Begriff/ Autor/Ismus |
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Mimesis | Aristoteles | Gadamer I 119 Mimesis/Nachahmung/Aristoteles/Gadamer: Nachahmend beginnt das kleine Kind zu spielen, indem es bestätigt, was es kennt und sich selbst damit bestätigt. Auch die Verkleidungsfreude der Kinder, auf die sich schon Aristoteles beruft, will nicht ein Sichverbergen, ein Vorgeben sein, um dahinter erraten und erkannt zu werden, sondern im Gegenteil ein Darstellen derart, dass nur das Dargestellte ist. Das Kind will um keinen Preis hinter seiner Verkleidung erraten werden. Was es darstellt, soll sein, und wenn etwas erraten werden soll, so ist es eben dies. Es soll wiedererkannt werden, was das „ist“.(1) Vgl. >Darstellung, >Imitation/Psychologie. 1. Aristoteles. Poet. 4, insbes. 1448 b 16. |
Gadamer I Hans-Georg Gadamer Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010 Gadamer II H. G. Gadamer Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977 |
Mimesis | Gadamer | I 118 Mimesis/Nachahmung/Kunst/Gadamer: Der Begriff der Nachahmung vermag (...) das Spiel der Kunst nur zu beschreiben, wenn man den Erkenntnissinn, der in Nachahmung liegt, im Auge behält. Das Dargestellte ist da - das ist das mimische Urverhältnis. ((s) Das Objekt bzw. Urbild der Darstellung verschwindet nicht im Dargestellten). Gadamer: Wer etwas nachahmt, lässt das da sein, was er kennt und wie er es kennt. I 119 Nachahmend beginnt das kleine Kind zu spielen, indem es bestätigt, was es kennt und sich selbst damit bestätigt. Auch die Verkleidungsfreude der Kinder, auf die sich schon Aristoteles beruft, will nicht ein Sichverbergen, ein Vorgeben sein, um dahinter erraten und erkannt zu werden, sondern im Gegenteil ein Darstellen derart, dass nur das Dargestellte ist. Das Kind will um keinen Preis hinter seiner Verkleidung erraten werden. Was es darstellt, soll sein, und wenn etwas erraten werden soll, so ist es eben dies. Es soll wiedererkannt werden, was das „ist“.(1) >Wiedererkennen/Gadamer. I 120 Das mimische Urverhältnis, das wir erörtern, enthält also nicht nur, dass das Dargestellte da ist, sondern auch, dass es eigentlicher ins Da gekommen ist. Nachahmung und Darstellung sind nicht abbildende Wiederholung allein, sondern Erkenntnis des Wesens. Weil sie nicht bloß Wiederholung, sondern „Hervorholung“ sind, ist in ihnen zugleich der Zuschauer mitgemeint. Sie enthalten in sich den Wesensbezug auf jeden, für den die Darstellung ist. Ja, man kann noch mehr sagen: die Darstellung des Wesens ist so wenig bloße Nachahmung, dass sie notwendig zeigend ist. Wer nachahmt, muss weglassen und hervorheben. Weil er zeigt, muss er, ob er will oder nicht, übertreiben (aphhairein und synhoran gehört auch in der platonischen Ideenlehre zusammen). Insofern besteht ein unaufhebbarer Seinsabstand zwischen dem Seienden, das „so ist wie“ und demjenigen, dem es gleichen will. I 122 Darstellung/Schauspiel: Was der Spieler spielt und der Zuschauer erkennt, sind die Gestalten und die Handlung selbst, wie sie vom Dichter gestaltet sind. Wir haben hier eine doppelte Mimesis: der Dichter stellt dar und der Spieler stellt dar. Aber gerade diese doppelte Mimesis ist eine. Was in der einen und in der anderen zum Dasein kommt, ist das gleiche. Genauer kann man sagen: die mimische Darstellung der Aufführung bringt das zum Da-Sein, was die Dichtung eigentlich verlangt. Der doppelten Unterscheidung von Dichtung und ihrem Stoff und von Dichtung und Aufführung entspricht eine doppelte Nichtunterscheidung als die Einheit der Wahrheit, die man im Spiel der Kunst erkennt. >Wahrheit der Kunst/Gadamer, >Spiel/Gadamer, >Darstellung. 1. Aristoteles. Poet. 4, insbes. 1448 b 16. |
Gadamer I Hans-Georg Gadamer Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010 Gadamer II H. G. Gadamer Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977 |
Mimesis | Platon | Gadamer I 120 Mimesis/Nachahmung/Platon/Gadamer: Wer nachahmt, muss weglassen und hervorheben. Weil er zeigt, muss er, ob er will oder nicht, übertreiben (aphairein und synhoran gehört auch in der platonischen Ideenlehre zusammen). Insofern besteht ein unaufhebbarer Seinsabstand zwischen dem Seienden, das „so ist wie“ und demjenigen, dem es gleichen will. Platon: Bekanntlich hat Plato auf diesem ontologischen Abstand, auf dem Mehr oder Minder des Zurückbleibens des Abbildes gegenüber dem Urbild, bestanden und von da aus die Nachahmung und Darstellung im Spiel der Kunst als eine Nachahmung der Nachahmung auf den dritten Rang verwiesen(1). In Wahrheit ist in der Darstellung der Kunst Wiedererkenntnis am Werk, die den Charakter echter Wesenserkenntnis hat, und das ist gerade dadurch, dass Plato alle Wesenserkenntnis als Wiedererkenntnis versteht, sachlich begründet worden: Aristoteles konnte die Poesie philosophischer nennen als die Historie.(2) >Imitation/Platon, >Wiedererkennen/Platon. 1. Plato, Rep. X. (Vgl. Plato und die Dichter« (1934); jetzt Ges. Werke Bd. 5.1 2. Aristot. Poet. 9, 1451 b 6. |
Gadamer I Hans-Georg Gadamer Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010 Gadamer II H. G. Gadamer Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977 |
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Wirklichkeit | Bolz, N. | Anne-Kathrin Reulecke (Hg) Fälschungen Frankfurt 2006 S 406ff Wirklichkeit/Wahrheit/Bolz: These auf der anderen Seite der wahren Wirklichkeit haben sich zwei Begriffsreihen aufgebaut, die viel bestimmter sind als die der Wahrheit und der Wirklichkeit: a) Mimesis; Imitation, Nachahmung, Fiktion, "factual fictions" für die Kunst. b) Erscheinung, Als-ob, notwendige Illusion, transzendentaler Schein, (Selbst-) Täuschung, Lüge, Betrug für Wissenschaft und Philosophie. |
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