Begriff/ Autor/Ismus |
Autor |
Eintrag |
Literatur |
---|---|---|---|
Zeitlichkeit | Gadamer | I 126 Zeitlichkeit/Kunstwerk/Gadamer: Wir fragen nach der Identität [des] Selbst, das sich im Wandel der Zeiten und Umstände so verschieden darstellt. Es wirft sich offenbar in die wechselnden Aspekte seiner selbst nicht derart auseinander, dass es seine Identität verlöre, sondern es ist in ihnen allen da. Sie alle gehören ihm zu. Sie alle sind mit ihm gleichzeitig. So stellt sich die Aufgabe einer temporalen Interpretation des Kunstwerks. ästhetischen Sein zukommt? Man nennt diese Gleichzeitigkeit und Gegenwärtigkeit des ästhetischen Seins im allgemeinen seine Zeitlosigkeit. Aber die Aufgabe ist, diese Zeitlosigkeit mit der Zeitlichkeit zusammenzudenken, mit der sie wesentlich zusammengehört. Zeitlosigkeit ist zunächst nichts als eine dialektische Bestimmung, die sich auf dem Grunde der Zeitlichkeit und auf dem Gegensatz zu der Zeitlichkeit erhebt. I 127 Kunstwerk/Darstellung/Zeitlichkeit: Wir [gehen] davon aus, dass das Kunstwerk Spiel ist, d. h. dass es sein eigentliches Sein nicht ablösbar von seiner Darstellung hat und dass doch in der Darstellung die Einheit und Selbigkeit eines Gebildes herauskommt. Angewiesenheit auf Sichdarstellen gehört zu seinem Wesen. >Spiel/Gadamer, >Darstellung/Gadamer. Darstellung hat auf eine unauflösbare, unauslöschliche Art den Charakter der Wiederholung des Gleichen. Wiederholung meint hier freilich nicht, dass etwas im eigentlichen Sinne wiederholt, d. h. auf ein Ursprüngliches I 128 zurückgeführt würde. Vielmehr ist jede Wiederholung gleich ursprünglich zu dem Werk selbst. Wir kennen die höchst rätselhafte Zeitstruktur, die hier vorliegt, vom Fest her(1). Mindestens zu den periodischen Festen gehört, dass sie sich wiederholen. Wir nennen das beim Fest seine Wiederkehr. Dabei ist das wiederkehrende Fest weder ein anderes noch auch die bloße Rückerinnerung an ein ursprünglich gefeiertes. Der ursprünglich sakrale Charakter aller Feste schließt offenbar solche Unterscheidungen aus, wie wir sie in der Zeiterfahrung von Gegenwart, Erinnerung und Erwartung kennen. Die Zeiterfahrung des Festes ist vielmehr die Begehung, eine Gegenwart sui generis. >Gleichzeitigkeit/Gadamer, Vgl. >Zeit, >Gegenwart, >Vergangenheit, >Zukunft, >Präsenz. 1. Walter F. Otto und Karl Kerényi haben das Verdienst, die Bedeutung des Festes für die Religionsgeschichte und Anthropologie erkannt zu haben (vgl. Karl Kerényi, Vom Wesen des Festes, Paideuma 1938). |
Gadamer I Hans-Georg Gadamer Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010 Gadamer II H. G. Gadamer Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977 |
Begriff/ Autor/Ismus |
Pro/Versus |
Eintrag |
Literatur |
---|---|---|---|
Platonismus/Mathe Zeitlichkeit | Pro | Thiel I 17 Nicolai Hartmann und Günther Jacoby. Die Auffassung, die mathematischen Gegenstände hätten einen "fiktiven an-sich-Bestand". Wir denken uns das Sein der mathematischen Gegenstände nicht als Wirklichsein, aber in Analogie dazu. Wir lassen die Raumzeitlichkeit weg und behalten nur die "Unabhängigkeit vom Gemeintwerden". |
T I Chr. Thiel Philosophie und Mathematik Darmstadt 1995 |
Begriff/ Autor/Ismus |
Autor |
Eintrag |
Literatur |
---|---|---|---|
doppelte Kontingenz | Luhmann, N. | II 101 Doppelte Kontingenz/Luhmann/Reese-Schäfer: Grundsituation: zwei black boxes bekommen es miteinander zu tun. das Problem ist ein selbstlösendes, es setzt eine Prozeß in Gang und kann dabei selbst Irrtümer und Zufälle einarbeiten. These: doppelte Kontingenz führt zwangsläufig zur Bildung sozialer Systeme. AU Kass 13 doppelte Kontingenz/Luhmann: in Gesellschaften gibt es immer einen hohen Anteil an gemeinsamen Normen und Werten, das hindert aber nicht, daß Parteien sich streiten. (Parteiprogramme fast identisch). Wie kommt man nun zu der Regulierung von Konflikten? Gemeinsame Werte sind erst sekundär; man weiß zu Anfang vielleicht noch nicht, welche gemeinsam sind. These die pure Zeitlichkeit, einer handelt zuerst! Damit bringt man den anderen vor die Alternative, anzunehmen oder abzulehnen |
|