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Theory of Mind: Die "Theory of Mind" (ToM), auf Deutsch oft als "Theorie des Geistes" übersetzt, bezieht sich auf die Fähigkeit, sich bewusst zu sein, dass andere Menschen oder auch Tiere ihre eigenen Gedanken, Überzeugungen, Absichten und Emotionen haben, die sich von den eigenen unterscheiden können. Es geht darum zu verstehen, dass die mentalen Zustände Anderer ihre Handlungen und Entscheidungen beeinflussen können. Der Begriff stammt von Daniel Dennett (Dennett, D. (1978). Beliefs about beliefs. Behavioral and Brain Sciences, 1, 568-570.). Er wurde von vielen Autoren der Psychologie weiterentwickelt, darunter Premack, Woodruff, Perner und Baron-Cohen.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Psychologische Theorien über Theory of Mind - Lexikon der Argumente

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Theory of Mind/ToM/Psychologische Theorien: die Hypothese, eines Mangels an Theory of Mind hat einen signifikanten Einfluss darauf gehabt, wie Kognitionsforscher die Architektur des Verstandes betrachten
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und es wurde als starke Unterstützung für die Idee angesehen, dass das menschliche Gehirn mit einem ToM-Modul ausgestattet ist.
>Theory of Mind/Premack/Woodruff
, >Theory of Mind/Dennett: "Wie zeigt man, dass ein Individuum die Fähigkeit hat, mentale Zustände zu begreifen?" - >Autismus.
Tatsächlich wurde Autismus nach den Erkenntnissen von Baron-Cohen et al. (1985)(1) bald zu einem Testfall für viele Theorien der typischen Entwicklung, bei denen das ToM-Modul eine zentrale Rolle spielt (siehe z.B. Frith & Happé, 1995(2); Happé, 1993(3)).
>False-Belief-Test/Happé.
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ToM/Autismus/VsBaron-Cohen: ToM Beeinträchtigungen sind nicht spezifisch für ASD und finden sich auch in einer Reihe anderer Erkrankungen, vor allem in der Schizophrenie (für eine Meta-Analyse siehe Sprong, Schothorst, Vos, Hox, & Van Engeland, 2007(4)), aber auch in unipolaren und bipolaren Depressionen (z.B.: Inoue, Tonooka, Yamada, & Kanba, 2004(5); Kerr, Dunbar, & Bentall, 2003(6)), Verhaltensstörungen (z.B. Happé & Frith, 1996)(7), Schäden an der rechten Hemisphäre (Surian & Siegal, 2001(8)) und andere Erkrankungen.
Siehe auch >Autismus/Baron-Cohen.
Ebenso wurde der Bericht der ausführenden Dysfunktion wegen mangelnder Spezifität kritisiert, wobei die ausführenden Funktionsdefizite bei Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörungen (ADHS), Schizophrenie, Zwangsstörungen (OCD) usw. festgestellt wurden. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass diese ersten beiden Kritikpunkte nur dann problematisch sind, wenn man bedenkt, dass es eine einzige Erklärung für alle Symptome von ASD geben sollte.
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Relevant ist (...), ob das Kriterium der Universalität ((1) erkannt.

1. Baron-Cohen, S., Leslie, A., & Frith, U. (1985). Does the autistic child have a “theory of mind.” Cognition,21, 13—125.
2. Frith, U., & Happé, F. (1995). Autism: Beyond ‘theory of mind.” In: J. Mehler& S. Franck (Eds), Cognition on cognition (pp. 13—30). Cambridge, Massachusetts: MIT Press.
3. Happé, F. (1993). Communicative competence and theory of mind in autism: A test of relevance theory. Cognition, 48, 101—119.
4. Sprong, M., Schothorst, P., Vos, E., Hox, J., & Van Engeland, H. (2007). Theory of mind in schizophrenia: meta-analysis. The British Journal of Psychiatry, 191, 5—13.
5. Inoue, Y., Tonooka, Y., Yamada, K., & Kanba, S. (2004). Deficiency of theory of mind in patients with remitted mood disorder. Journal of Affective Disorders, 82,403—409.
6. Kerr, N., Dunbar, R I. M., & Bentall, R. P. (2003). Theory of mind deficits in bipolar affective disorder. Journal of Affective Disorders, 73, 253—259.
7. Happé, F., & Frith, U. (1996). Theory of mind and social impairment in children with conduct disorder. British Journal of Developmental Psychology, 14, 385-398.
8. Surian, L., & Siegal, M. (2001). Sources of performance on theory of mind tasks in right hemisphere damaged patients. Brain and Language, 78, 224—232.


Coralie Chevallier, “Theory of Mind and Autism. Beyond Baron-Cohen et al’s. Sally-Anne Study”, in: Alan M. Slater and Paul C. Quinn (eds.) 2012. Developmental Psychology. Revisiting the Classic Studies. London: Sage Publications

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Psychologische Theorien

Slater I
Alan M. Slater
Paul C. Quinn
Developmental Psychology. Revisiting the Classic Studies London 2012

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