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Hermeneutik: Hermeneutik ist die Theorie und Praxis der Interpretation, insbesondere der Interpretation von Texten. Die Hermeneutik befasst sich mit der Frage, wie wir Bedeutung verstehen. Sie geht davon aus, dass der Sinn nicht feststeht oder objektiv ist, sondern durch einen Prozess der Interpretation entsteht. Das bedeutet, dass der eigene Hintergrund und die eigenen Erfahrungen des Interpreten eine Rolle dabei spielen, wie er den Text versteht. Siehe auch Interpretation, Texte, Hermeneutischer Zirkel._____________Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente. | |||
Autor | Begriff | Zusammenfassung/Zitate | Quellen |
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G. W. F. Hegel über Hermeneutik – Lexikon der Argumente
Gadamer I 171 Hermeneutik/Hegel/Gadamer: Am Anfang steht für Schleiermacher wie für Hegel das Bewusstsein eines Verlusts und einer Entfremdung gegenüber der Überlieferung, das ihre hermeneutische Besinnung herausfordert. Sie bestimmen dennoch die Aufgabe der Hermeneutik auf sehr verschiedene Weise. Vgl. >Hermeneutik/Schleiermacher. [Während] das geschichtliche Wissen nach Schleiermacher den Weg [öffnet], das Verlorene zu ersetzen und die Überlieferung wiederherzustellen, sofern es das Okkasionelle und Ursprüngliche zurückbringt, geht Hegel einen anderen Weg: Gadamer I 173 Hegel: „(…) es gibt nicht das wirkliche Leben ihres Daseins, nicht den Baum, der sie trug, nicht die Erde und die Elemente, die ihre Substanz, noch das Klima, das ihre Bestimmtheit ausmachte, oder den Wechsel der Jahreszeiten, die den Prozess ihres Werdens beherrschten. So gibt das Schicksal uns mit den Werken jener Kunst nicht ihre Welt, nicht den Frühling und Sommer des sittlichen Lebens, worin sie blühten und reiften, sondern allein die eingehüllte Erinnerung dieser Wirklichkeit“. Hegel nennt das Verhalten der Späteren zu den überlieferten Werken der Kunst ein „äußerliches Tun“, »das von diesen Früchten etwa Regentropfen oder Stäubchen abwischt und an die Stelle der inneren Elemente der umgebenden, erzeugenden und begeistenden [sic] des Sittlichen das weitläufige Gerüste der toten Elemente ihrer äußerlichen Existenz, der Sprache, des Geschichtlichen usf. errichtet, nicht um sich in sie hineinzuleben, sondern nur, um sie in sich vorzustellen“.(1) Die wahre Aufgabe des denkenden Geistes gegenüber der Geschichte, auch gegenüber der Geschichte der Kunst, wäre dagegen nach Hegel keine äußere, sofern der Geist sich selbst in ihr auf eine höhere Weise dargestellt sähe. >Geist/Hegel, >Geschichte/Hegel, >Kunst/Hegel. Gadamer I 174 HegelVsSchleiermacher/Gadamer: Hier weist Hegel über die ganze Dimension hinaus, in der sich das Problem des Verstehens bei Schleiermacher stellte. Hegel hebt es auf die Basis, auf der er die Philosophie als die höchste Gestalt des absoluten Geistes begründet hat. Im absoluten Wissen der Philosophie vollendet sich jenes Selbstbewusstsein des Geistes, der, wie der Text sagt, „auf eine höhere Weise“ auch die Wahrheit der Kunst in sich fasst. So ist es für Hegel die Philosophie, d. h. die geschichtliche Selbstdurchdringung des Geistes, welche die hermeneutische Aufgabe bewältigt. Sie ist die äußerste Gegenposition zur Selbstvergessenheit des historischen Bewusstseins. Ihr wandelt sich das historische Verhalten der Vorstellung in ein denkendes Verhalten zur Vergangenheit. Vgl. >Schleiermacher, >Wahrheit der Kunst. 1. Hegel, Phänomenologie des Geistes, ed. Hoffmeister, S. 524._____________ Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der ArgumenteDer Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente. |
Gadamer I Hans-Georg Gadamer Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010 Gadamer II H. G. Gadamer Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977 |