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Wirtschaftliche Entwicklung: Wirtschaftliche Entwicklung ist der Prozess der Verbesserung des Wohlstands und der Lebensqualität einer Nation, einer Region, einer lokalen Gemeinschaft oder einer Einzelperson. Sie umfasst die Schaffung von Beschäftigungsmöglichkeiten und die Verbesserung der menschlichen Fähigkeiten. Die wirtschaftliche Entwicklung wird häufig anhand von Indikatoren wie dem Bruttoinlandsprodukt (BIP), dem Pro-Kopf-Einkommen und der Armutsquote gemessen. Siehe auch Wirtschaft, Fortschritt, Wirtschaftswachstum, Fähigkeiten.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Daron Acemoglu über Wirtschaftliche Entwicklung – Lexikon der Argumente

Acemogu I 83
Wirtschaftliche Entwicklung/Acemoglu/Robinson: Politische und wirtschaftliche Institutionen, die letztlich die Wahl der Gesellschaft sind, können integrativ sein und wirtschaftliches Wachstum fördern. Oder sie können extraktiv sein und zu Hindernissen für das Wirtschaftswachstum werden. Nationen scheitern, wenn sie über extraktive Wirtschaftsinstitutionen verfügen, die von extraktiven politischen Institutionen unterstützt werden, die das Wirtschaftswachstum behindern oder sogar blockieren. Dies bedeutet jedoch, dass die Wahl der Institutionen - d.h. die Politik der Institutionen - von zentraler Bedeutung für unser Bemühen ist, die Gründe für den Erfolg und das Scheitern von Nationen zu verstehen. >Institutionen/Acemoglu
, >Wohlstand/Acemoglu, >Politische Institutionen/Acemoglu.
Acemogu I 106
Die divergierenden Pfade der englischen, französischen und spanischen Gesellschaften im siebzehnten Jahrhundert veranschaulichen die Bedeutung des Zusammenspiels kleiner institutioneller Unterschiede mit kritischen Zeitpunkten. >Institutionen/Acemoglu.
Während kritischer Verzweigungspunkte stört ein größeres Ereignis oder der Zusammenfluss von Faktoren das bestehende politische oder wirtschaftliche Machtgleichgewicht in einer Nation. Diese können nur ein einzelnes Land betreffen, wie z.B. der Tod des Vorsitzenden Mao Zedong 1976, der zunächst nur für das kommunistische China eine kritische Phase schuf.
Häufig betreffen kritische Verzweigungspunkte jedoch eine ganze Reihe von Gesellschaften, so wie z.B. die Kolonisierung und dann die Dekolonisierung den größten Teil der Welt betraf. Solche kritischen Punkte sind wichtig, weil es gewaltige Barrieren gegen allmähliche Verbesserungen gibt, die sich aus der Synergie zwischen extraktiven politischen und wirtschaftlichen Institutionen und der Unterstützung, die sie einander geben, ergeben.
Zur wirtschaftlichen Entwicklung siehe auch >Wirtschaftliches Wachstum/Acemoglu, >Technologie/Acemoglu, >Wirtschaftliche Institutionen/Acemoglu, >Politische Institutionen/Acemoglu.
Acemoglu I 109
Die stark divergierenden Muster der wirtschaftlichen Entwicklung auf der ganzen Welt hängen vom Zusammenspiel von kritischen Momenten und institutioneller Drift ab. Die bestehenden politischen und wirtschaftlichen Institutionen - manchmal durch einen langen Prozess der >institutionellen Drift geprägt und manchmal das Ergebnis divergierender Reaktionen auf frühere >kritische Verzweigungspunkte - bilden den Amboss, auf dem zukünftige Veränderungen geschmiedet werden.
So waren z.B. der Schwarze Tod und die Ausweitung des Welthandels nach 1600 beides wichtige kritische Wendepunkte für die europäischen Mächte, die in Wechselwirkung mit den verschiedenen ursprünglichen Institutionen zu einer großen Divergenz führten.
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Acemoglu I 272
Umgekehrte Entwicklung in den Entwicklungsländern: Z.B. Indien: Die Ostindische Kompanie plünderte lokale Reichtümer und übernahm, vielleicht sogar verstärkt, die Einrichtungen der Moghul-Herrscher Indiens zur Besteuerung der Rohstoffvorkommen. Diese Expansion fiel mit dem massiven Schrumpfen der indischen Textilindustrie zusammen, denn schließlich gab es in Großbritannien keinen Markt mehr für diese Waren. Die Verkleinerung ging einher mit der Enturbanisierung und der zunehmenden Armut. Sie leitete eine lange Periode umgekehrter Entwicklung in Indien ein. Bald schon kauften die Inder, anstatt Textilien zu produzieren, diese von Großbritannien und bauten Opium an, das die East India Company in China verkaufen konnte. >Entwicklungsländer/Acemoglu.
Afrika: Der atlantische Sklavenhandel wiederholte das gleiche Muster in Afrika, auch wenn er von weniger entwickelten Bedingungen ausging als in Südostasien und Indien. Viele afrikanische Staaten wurden in Kriegsmaschinen verwandelt, die darauf abzielten, Sklaven zu fangen und an Europäer zu verkaufen.
Der südafrikanische Staat schuf eine duale Wirtschaft, die 80 Prozent der Bevölkerung daran hinderte, sich in qualifizierten Berufen, in der kommerziellen Landwirtschaft und im Unternehmertum zu betätigen. All dies erklärt nicht nur, warum die Industrialisierung an großen Teilen der Welt vorbeigegangen ist, sondern zeigt auch, wie die wirtschaftliche Entwicklung manchmal von der Unterentwicklung in einem anderen Teil der Binnen- oder Weltwirtschaft zehrt und diese sogar hervorruft.
Acemoglu I 282
Entwicklung in einzelnen Ländern: Australien hat, wie die Vereinigten Staaten, einen anderen Weg zu integrativen Institutionen eingeschlagen als England. ((s) Für "integrative Institutionen" siehe >Terminologie/Acemoglu)
Dieselben Revolutionen, die England während des Bürgerkriegs und dann der Glorreichen Revolution erschütterten, waren in den Vereinigten Staaten oder Australien aufgrund der sehr unterschiedlichen Umstände, unter denen diese Länder gegründet wurden, nicht nötig - obwohl dies natürlich nicht bedeutet, dass inklusive Institutionen konfliktfrei geschaffen wurden und die Vereinigten Staaten dabei den britischen Kolonialismus abwerfen mussten. In England gab es eine lange Geschichte absolutistischer Herrschaft, die tief verwurzelt war und eine Revolution erforderte, um sie zu beseitigen. In den Vereinigten Staaten und Australien gab es so etwas nicht. Die in den Vereinigten Staaten und Australien geschaffenen integrativen Institutionen bedeuteten, dass sich die industrielle Revolution schnell auf diese Länder ausbreitete und sie reich werden ließ. Dem Weg, den diese Länder einschlugen, folgten Kolonien wie Kanada und Neuseeland.

Literatur: Die Vorstellung, dass die Entwicklung der reichen Länder des Westens das Spiegelbild der Unterentwicklung des Rests der Welt ist, wurde ursprünglich von Wallertsein (1974-2011)(1) entwickelt, obwohl er ganz andere Mechanismen als wir hervorhebt.

1. Wallerstein, Immanuel (1974–2011). The Modern World System. 4 Vol. New York: Academic Press.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Acemoglu II
James A. Acemoglu
James A. Robinson
Economic origins of dictatorship and democracy Cambridge 2006

Acemoglu I
James A. Acemoglu
James A. Robinson
Why nations fail. The origins of power, prosperity, and poverty New York 2012

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