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Liberalismus: Der Liberalismus in der politischen Philosophie ist eine Reihe von Überzeugungen, die die Freiheit des Einzelnen, die Gleichheit und die Rechtsstaatlichkeit betonen. Liberale glauben, dass der Einzelne frei sein sollte, sein Leben so zu leben, wie er es für richtig hält. Siehe auch Libertarismus, Kommunitarismus, Individualismus, Freiheit, Gesellschaft, Demokratie.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Gerald F. Gaus über Liberalismus – Lexikon der Argumente

Gaus I 100
Liberalismus/Gaus: Die Unterscheidung zwischen 'umfassenden' und 'politischen' Liberalismen (...) ist für die zeitgenössische politische Theorie zentral geworden. >Liberalismus/Waldron
.
Umfassender Liberalismus: Versionen:

- Liberalismus als säkulare Philosophie;
- Liberalismus als eine Philosophie des guten Lebens;
- Liberalismus als eine politische Theorie, die von einer spezifischen Moraltheorie abgeleitet ist;
- Liberalismus als eigenständige Theorie des Rechts oder der Gerechtigkeit.

Der Liberalismus als säkulare Philosophie ist eine ausgesprochen radikale Konzeption, die in gewisser Weise der paradigmatische "voll umfassende" Liberalismus ist. Auf der anderen Seite ist der Liberalismus als Theorie des Rechts viel vorsichtiger, was das Ausmaß der Konvergenz der menschlichen Vernunft betrifft; seine bescheideneren Versionen treten in den Schatten des politischen Rawls'schen Liberalismus.
GausVsRawls: So werde ich argumentieren, dass der "umfassende" Liberalismus aus "A Theory of Justice" (1971)(1) eine ausgesprochen "partielle" umfassende Sichtweise war, die nicht so umfassend war wie viele andere Varianten des Liberalismus.
Gaus I 101
Während des gesamten letzten Jahrhunderts wurde der Liberalismus von Kontroversen zwischen denjenigen, die allgemein als "Individualisten" bezeichnet werden, einerseits und den "Kollektivisten", "Kommunitaristen" oder "Organisten" andererseits heimgesucht (zur Skepsis darüber siehe jedoch Bird, 1999(2)).
Gaus I 102
(...) In den letzten 20 Jahren ist ein erneutes Interesse an kollektivistischen Analysen der liberalen Gesellschaft zu beobachten - obwohl der Begriff 'kollektivistisch' zugunsten des Begriffs 'kommunitär' widerrufen wurde.
Gutmann: 1985 schrieb Amy Gutmann: "Wir sind Zeugen eines Wiederauflebens der kommunitaristischen Kritik an der liberalen politischen Theorie. Wie die Kritiker der 1960er Jahre machen auch die Kritiker der 1980er Jahre den Liberalismus dafür verantwortlich, irrtümlich und irreparabel individualistisch zu sein" (1985(3): 308). Ausgehend von Michael Sandel's berühmter Kritik an Rawls (1982)(4) wurde von einer Reihe von Kritikern der Vorwurf erhoben, dass der Liberalismus notwendigerweise auf einer abstrakten Konzeption des individuellen Selbst als reinem Wähler beruht, dessen Verpflichtungen, Werte und Anliegen Besitz des Selbst sind, aber niemals das Selbst konstituieren. >Rawls/Sandel.
Wichtig für unsere Zwecke ist, dass sich diese Debatten darauf konzentrieren, ob der Liberalismus eine individualistische Theorie des Menschen in der Gesellschaft beinhaltet oder ob seine politischen und moralischen Verpflichtungen mit verschiedenen Selbst- und Gesellschaftsvorstellungen verbunden werden können; es ist also eine Debatte darüber, wie "umfassend" der Liberalismus wirklich ist.
Gaus I 103
Liberalismus wird mit der Förderung einer bestimmten Art von sich selbst verwirklichendem Individuum identifiziert, das seine oder ihre Natur entwickelt, rational und misstrauisch gegenüber Bräuchen ist, mit verschiedenen Lebensweisen experimentiert und nicht zum Konformismus neigt. Vgl. >Mill/Gaus, >Individuen/Mill, >Individualismus/Rawls, >Perfektionismus/Rawls.
Gauß I 104
Es ist ein Fehler, Liberalismus definieren zu wollen; liberale Theorien sind komplexe Cluster von konzeptuellen und wertebezogenen Verpflichtungen. Aber sicherlich ist ein entscheidendes Kriterium für die Beschreibung einer "liberalen" Sichtweise die Frage, ob Freiheit die zentrale begriffliche Verpflichtung ist (Freeden, 1996;(6) Gaus, 2000a(7)). >Freiheit/Liberalismus.
Gaus I 105
Moraltheorie: (...) eine liberale Theorie des guten Lebens und der Moral muss von einer auf einer Moraltheorie beruhenden Verpflichtung zum Liberalismus unterschieden werden; diese beiden unterschiedlichen Konzeptionen des Liberalismus werden oft als "umfassender" Liberalismus in einen Topf geworfen. Liberale politische Prinzipien können aus Moraltheorien abgeleitet werden, die selbst nicht von Natur aus liberal sind. Es gibt [drei] solcher Theorien: Utilitarismus, Hobbes'scher Kontraktualismus und Werteskepsis. >Utilitaristischer Liberalismus/Gaus.

1. Rawls, John (1971) A Theory of Justice. Cambridge, MA: Harvard University Press.
2. Bird, Colin (1999) The Myth of Liberal Individualism. Cambridge: Cambridge University Press.
3. Gutmann, Amy (1985) ‘Communitarian critics of liberalism’. Philosophy & Public Affairs, 14: 308–22.
4. Sandel, Michael (1982) Liberalism and the Limits of Justice. Cambridge: Cambridge University Press.
5. Freeden, Michael (1996) Ideologies and Political Theory. Oxford: Clarendon.
6. Gaus, Gerald F. (2000a) Political Theories and Political Concepts. Boulder, CO: Westview.

Gaus, Gerald F. 2004. „The Diversity of Comprehensive Liberalisms.“ In: Gaus, Gerald F. & Kukathas, Chandran 2004. Handbook of Political Theory. SAGE Publications.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Gaus I
Gerald F. Gaus
Chandran Kukathas
Handbook of Political Theory London 2004

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