Lexikon der Argumente


Philosophische Themen und wissenschaftliche Debatten
 
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Begriff/
Autor/Ismus
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Literatur
Literatur
Differenzprinzip Rawls I 75
Differenzprinzip/Theorie der Gerechtigkeit als Fairness/Rawls: das Differenzprinzip beseitigt die Unbestimmtheit des Effizienzprinzips (>Effizienz/Rawls, >Pareto-Optimum/Rawls), indem es eine Position bestimmt, von der aus die sozialen und ökonomischen Ungleichheiten der Grundstruktur ((s) einer zu errichtenden Gesellschaft) beurteilt werden können. Setzt man den institutionellen Rahmen Liberaler Gleichheit (siehe Gleichheit/Rawls) und fairer Chancengleichheit voraus, dann sind die Erwartungen der Bessergestellten gerecht dann und nur dann, wenn sie Teil eines Schemas sind, dass die Erwartungen der am stärksten benachteiligten Mitglieder verbessert.
I 76
Das Differenzprinzip besagt, dass eine Gleichverteilung von Gütern zu bevorzugen ist, solange eine andersartige Verteilung nicht beide Seiten (Besser- und Schlechtergestellte) zugleich begünstigt.
I 77
RawlsVsUtilitarismus: Der klassische Utilitarismus ist indifferent in Bezug darauf, wie eine konstante Summe von Nutzen verteilt wird. Er appelliert nur bis zu einer bestimmten Schwelle an Gleichheit. >Utilitarismus.
I 78
Differenzprinzip/Sonderfälle/Rawls: 1. Sonderfall: Wenn die Erwartung der am schlechtesten gestellten Person nicht verbessert werden können, kann keine Veränderung der Einkommenssituation einer bessergestellten Person eine Verbesserung für die schlechter gestellte Person bewirken.
2. Sonderfall: tritt ein, wenn die Erwartungen aller Bessergestellten zumindest zum Wohlstand der Schlechtergestellten beitragen. Das heißt, wenn ihre Erwartungen fallen, fallen auch die der schlechter Gestellten. Dennoch ist das Maximum noch nicht erreicht.
I 79
Ungerechtigkeit/Rawls: Wie ungerecht ein (Verteilungs-) Schema ist, hängt davon ab, wie exzessiv die Erwartungen der Bessergestellten sind und inwieweit sie von Verletzungen der anderen Prinzipien der Gerechtigkeit und der fairen Chancengleichheit abhängig sind. >Ungerechtigkeit, >Ungleichheiten.
Differenzprinzip/Rawls: ist ein Maximierungsprinzip. Wir müssen die Fälle, wo es funktioniert streng von den Fällen unterscheiden, wo dies nicht der Fall ist (s.o. Sonderfälle 1 und 2).
Das Differenzprinzip ist mit dem Effizienzprinzip vereinbar.
Demokratie/Rawls: Eine demokratische Verfassung ist nicht konsistent mit dem Effizienzprinzip allein, wenn es so aufgefasst wird, dass nur Veränderungen erlaubt sind, die die Situation aller Menschen verbessert wird. Grund: Gerechtigkeit
I 80
erfordert einige Veränderungen, die in diesem Sinn nicht effizient sind. Differenzprinzip/Gerechtigkeit: da die Verteilung in einem Ausgangszustand niemals exakt zu bestimmen ist, spielt diese auch keine entscheidende Rolle, wenn das Differenzprinzip angewendet wird.
>Gerechtigkeit, >Prinzipien/Rawls.
Kettenverbindung/Wohlstand/Gesellschaft/Rawls: wir nehmen eine Kettenverbindung an, d.h. wenn die Erwartung der am schlechtesten Gestellen durch eine Maßnahme angehoben werden, dann wird dies auch für alle Positionen gelten, die zwischen diesen und den am besten Gestellten Personen liegen. Sollte es jedoch Bruchstellen geben, so haben diejenigen, die sich an einer solchen Position befinden, kein Vetorecht gegen die Verbesserungen für die Schlechtergestellten.
I 82
Differenzprinzip/Rawls: Das Differenzprinzip ist nicht abhängig von kontingenten tatsächlichen Abweichungen von der Kettenverbindung, die sowieso selten perfekt funktioniert. Problem: Wir nehmen Engmaschigkeit (close-kitness) der Kettenverbindung an, aber in vielen Fällen mag eine Verbesserung der Bessergestellten gar keine Auswirkung auf die Situation der Schlechtergestellten haben.
Weitere Einträge zu >Differenzprinzip.

Rawl I
J. Rawls
A Theory of Justice: Original Edition Oxford 2005
Differenzprinzip Sandel Brocker I 674
Differenzprinzip/SandelVsRawls/Sandel: das Differenzprinzip besagt, dass soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten nur dann eine Existenzberechtigung haben, wenn sie zugleich den am wenigsten Begünstigten in einer Gesellschaft den größtmöglichen Vorteil bringen. (1) Sandel: bestreitet nicht, dass dies in einer angenommenen Ausgangssituation für eine zu errichtende Gesellschaft (siehe Schleier des Nichtwissens/Rawls) dazu führt, dass Subjekte im eigenen Interesse ein Prinzip wählen, dass für die weniger Begünstigten so vorteilhaft wie möglich ist (da sie nicht wissen, ob sie selber zu den weniger Begünstigten gehören werden). Siehe Rawls/Nozick).
Lösung/Sandel: man kann Rawls nur dann gegen die Vorwurf von Nozick verteidigen, wenn man annimmt, dass die Begabungen, die zu unterschiedlichen sozialen und ökonomischen Positionen führen, gar nicht die Begabungen einzelner Individuen sind, sondern Begabungen, die von vorneherein der Gemeinschaft aller Subjekte hinter dem „Schleier des Nichtwissens“ zukommen. (2)
Problem: das würde Rawls eigener Theorie der Intersubjektivität zuwider laufen. (Siehe Subjektivität/Sandel).

1. John Rawls Theorie der Gerechtigkeit,1975, (engl. 1971) S. 96.
2. Michael Sandel, Liberalism and the Limits of Justice, Cambridge/New York 1998 (zuerst 1982), S. 101, 141.

Markus Rothhaar, “Michael Sandel, Liberalism and the Limits of Justice” in: Manfred Brocker (Hg.) Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert. Frankfurt/M. 2018

Sand I
Michael Sandel
The Procedural Republic and the Unencumbered Self 1984

Brocker I
Manfred Brocker
Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert Frankfurt/M. 2018