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Lernen: das Erwerben der Fähigkeit, Beziehungen zwischen Zeichen, Symptomen oder Symbolen und Gegenständen herzustellen. Dazu gehört auch z.B. das Wiedererkennen und Erinnern von Mustern, Ähnlichkeiten, Sinneswahrnehmungen, Selbstwahrnehmung usw. Beim Lernen wird im Idealfall die Fähigkeit erworben, Verallgemeinerungen auf zukünftige Fälle anzuwenden. Siehe auch Wissen, Wissen-wie, Kompetenz.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Terrence W. Deacon über Lernen – Lexikon der Argumente

I 48
Lernen/Deacon: Lernen findet immer in einem besonderen Kontext statt, wobei bestimmte Sinne und motorische Aktionen involviert sind. Es ist mehr als Verstärkung von Assoziationen im Gedächtnis.
>Assoziationen
, >Gedächtnis, >Kontext.
Lernen erfordert, dass herausgefunden wird, was relevant ist und wie die relevanten Variablen zusammenhängen.
>Relevanz.
Es erfordert eine Filterung und die Organisation dessen, was wir schon gelernt haben.
>Wissen, >Vorwissen.
I 50
Spracherwerb: Was verhindert, dass andere Spezies eine Sprache lernen können? Ist symbolische Referenz kontraintuitiv? Verlangt sie von Tieren, die Dinge auf eine radikal andere Weise zu sehen, wozu sie nicht in der Lage sind? Tiere bekommen nicht mit, worum es geht, selbst wenn sie mit einfachen Formen von Sprache konfrontiert werden.
>Symbolische Referenz, >Spracherwerb, >Referenz, >Tiere, >Tiersprache.
I 83
Lernen/Spracherwerb/Symbolisches Lernen/Deacon: Das Lernen von Symbolen ist anders als das Lernen von Zeichen. Während es bei Zeichen um die Projektion früher gelernter Verbindungen von Objekt und Zeichen in die Zukunft geht, ist diese Projektion in die Zukunft im Fall von Symbolen viel schwieriger.
>Zeichen/Deacon, >Symbole/Deacon.
Symbolisches Lernen: Symbole bilden unter sich ein komplexes System, das seinerseits erkannt, verstanden und gelernt werden muss. Eine Besonderheit ist, dass gerade Wörter mit einer ähnlichen Bedeutung eben nicht gemeinsam benutzt werden, sondern alternativ. Gleichzeitig tendieren Wörter mit sehr verschiedener Bedeutung dazu, zusammen aufzutreten.
>Wortbedeutung, >Sprache, >Sprachgebrauch.
Spracherwerb: weiteres Problem: Sätze werden äußerst selten exakt wiederholt. Das Auftreten einer bestimmten Kombination geschieht häufig nur ein einziges Mal.
Indexhaftes Lernen/Reiz/Reaktion: Indexhaftes Lernen (aus gemeinsamem Auftreten von Objekt und Zeichen) ist daher im Fall von Symbolsystemen (Sprachen) äußerst ungeeignet.
>Indexikalität.
I 98
Lernen/Deacon: Es ist hilfreich, wenn die Zahl der Worttypen zunimmt, damit ein reicheres Netzwerk von Relationen der Symbole untereinander entsteht. So wird schneller neues Vokabular gelernt.
Slots/Deacon: These: neu auftretende logische Gruppen von Wörtern öffnen neue Slots, die gefüllt werden können. ((s) Slots/(s): werden hier als Positionen in Sätzen aufgefasst, die mit bestimmten Wortarten gefüllt werden können.).
Vokabular: Neu auftretende Slots müssen rasch mit neuem (neu zu lernendem) Vokabular gefüllt werden.
>Vokabular.
I 99
Tierversuche: (Savage-Rumbaugh et al., 1978(1); 1980(2) und Savage-Rumbaugh 1986(3)) zeigten, dass keine neuen Korrelationen (Zeichen/Gegenstand) gelernt werden mussten, wenn die Einordnung in semantische Kategorien zur Verfügung stand.
I 338
Lernen/Adaption/Evolution/Gehirn/Deacon: Eine Disposition zum Erlernen spezifischer Dinge kann die Konsequenz einer genetischen Assimilation sein, wenn konstante Bedingungen gegeben sind sowie eine Invarianz der neuronalen Schaltungen über Individuen hinaus. Wie können spezifische Lerndispositionen im Gehirn repräsentiert sein?
Die Fähigkeit zum Lernen ist keine allgemeine Funktion, die unabhängig von der Art des zu Lernenden wäre. Sie ist ganz anders für das Lernen von Zeichen, die isoliert für eine Sache stehen als z.B. für das Lernen von Symbolen, die ihrerseits in Systemen fundiert sind.
Lerndispositionen/Deacon: sind beides: Resultat und Ursache für Baldwinsche Evolution (Baldwin-Effekt).
>Evolution/Deacon.

1. Savage-Rumbaugh et al. (1978). Symbolization, language and chimpanzees: A theoretcal reevaluation based on initial language acquisition processes in four young Pan troglodytes. Brain and Language 6, 265.
2. Savage-Rumbaugh et al. (1980). Reference: The linguistic essential. Science 210. 922-925.
3. Savage-Rumbaugh, E. S. (1986). Animal intelligence. Ape language: From conditioned response to symbol. Columbia University Press.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Dea I
T. W. Deacon
The Symbolic Species: The Co-evolution of language and the Brain New York 1998

Dea II
Terrence W. Deacon
Incomplete Nature: How Mind Emerged from Matter New York 2013

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